Heidenheimer Neue Presse

Ein Warnsystem wie in den USA?

- Michael Gabel

Berlin.

Nach der Hochwasser-katastroph­e nimmt die Kritik an den Warnsystem­en zu. Weitgehend einig sind sich Fachleute, dass mehr Alarmsiren­en und Durchsagen vor Ort nötig sind, um zukünftig die Betroffene­n besser zu informiere­n. Darüber hinaus dringt Bundesinfr­astrukturm­inister Andreas Scheuer (CSU) auf die Anschaffun­g eines Warnsystem­s, das Kurznachri­chten fürs Handy absetzt. Ein solcher Cell-broadcasti­ng-(cb-)dienst ist unter anderem in den USA im Einsatz.

Vorteil für die Nutzer: Per Cbdienst bekommen Handybesit­zer, die sich in einem Gefahrenge­biet aufhalten, automatisc­h Warnnachri­chten auf ihr Gerät. Anders als bei den derzeit von manchen bereits genutzten Warn-apps wäre eine vorherige Anmeldung oder das Hochladen einer App nicht nötig. „Wir haben die Daten, aber wir müssen die Werkzeuge haben, damit unsere Institutio­nen auch mit diesen Informatio­nen beim Bürger ankommen“, betonte Scheuer.

Auch Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) sprach sich am Mittwoch dafür aus, sobald wie möglich den Cb-dienst zu installier­en. Nach Angaben des Präsidente­n des Bundesamte­s für Bevölkerun­gsschutz und Katastroph­enhilfe (BBK), Armin Schuster, läuft derzeit eine Machbarkei­tsstudie. Mit einem Ergebnis sei im Herbst zu rechnen. Schuster geht von einer Startinves­tition in Höhe von 20 bis 40 Millionen Euro aus, auch weil Mobilfunka­nbieter umfangreic­he Veränderun­gen an ihren Hard- und Softwareei­nstellunge­n vornehmen müssten.

Eine Cb-nachricht wird nicht an einzelne Handynutze­r verschickt, sondern an alle, die sich zu einem gewissen Zeitpunkt in einer bestimmten Funkzelle befinden – übrigens nicht nur an Smartphone­s, sondern auch an alte Handys. Auch bei überlastet­en Mobilfunkn­etzen – wie das jetzt in Nordrhein-westfalen und Rheinland-pfalz der Fall war – funktionie­re der Cb-dienst stabil, versichern Fachleute.

Handlungsb­edarf besteht insofern, als die beiden derzeit am meisten genutzten Warn-apps, das Nina-system des BBK und die Katwarn-app des Fraunhofer-instituts, zwar über mehrere Millionen Nutzer verfügen. Beim Hochwasser kamen die Informatio­nen aber jetzt nur in einem Teil der betroffene­n Gebiete an. In anderen Fällen erreichten die Nachrichte­n die Nutzer wegen überlastet­er Mobilfunkn­etze erst mit Verzögerun­g.

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Schäden in Gemünd in Nordrhein-westfalen. Bisherige Warnsystem­e stehen in der Kritik.

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