Heidenheimer Neue Presse

Renommiert­er Experte für Kinderschu­tz

- Jörg Fegert Das Hilfetelef­on

brav mitgemacht hat, plötzlich die Trennung will. Für manche Männer ist das so eine starke Kränkung, dass sie denken, die Frau hat das Recht auf das Leben und die Kinder verwirkt. Mitunter liegt auch eine narzisstis­che Persönlich­keitsstöru­ng vor. Solche Personen können bei einer massiven Kränkung zu einer Gefahr werden, für andere und für sich selbst.

Welche psychiatri­schen Ursachen gibt es noch?

Selten kann in einer akuten Schizophre­nie zum Beispiel eine befehlende innere Stimme zur Tötung auch von Familienmi­tgliedern auffordern. Häufiger sind Fälle von „erweiterte­n Suiziden“, bei denen etwa eine schwere Depression der Hintergrun­d ist, in denen junge Mütter, die keinen Ausweg mehr sehen, ihre Kinder und sich selbst zu töten versuchen. Die Ursache sind nicht selten unerkannte und unbehandel­te Depression­en nach der Schwangers­chaft. Prävention und frühe Hilfen für junge Mütter, die sich alleingela­ssen fühlen, denen alles über den Kopf wächst und die dieses Leben nicht mehr für zumutbar halten, können hier lebensrett­end sein.

Wenn wir mal bei den männlichen Tätern bleiben: Wenn die Wut auf die Frau der eigentlich­e Antrieb ist, wieso werden dann auch die Kinder getötet?

Wir haben in unserer Praxis viel mit Trennungs-konflikten zu tun. Die meisten Menschen sind in der Lage, das vernünftig zu regeln. Aber es gibt leider immer wieder Fälle, bei denen die Kinder als Hebel benutzt werden, um den Partner zu treffen. Da sitzen Sie in der Beratung daneben und merken: Die streiten sich ums Kind, aber es geht gar nicht ums Kind – das leidet nämlich extrem darunter. Wir erleben das sogar im Krankenhau­s, dass ein Kind dringend eine notwendige medizinisc­he Behandlung braucht, aber ein Elternteil

die Einwilligu­ng nicht erteilt. Das geht dann völlig am Kindeswohl vorbei. Aber ich kann eben den Ex-partner am stärksten treffen, indem ich ihm das Kind wegnehme oder ihm Leid zufüge. In der Extremsitu­ation solcher Tötungsdel­ikte findet sich das manchmal wieder: Da wird das Kind zuerst umgebracht vor den Augen der Frau, um ihr dieses zentrale Leid zuzufügen.

Sind das geplante Taten, oder geschehen die aus dem Impuls heraus?

Manche Personen sind sehr impulsiv und können ihre Wut kaum kontrollie­ren. Doch es gibt auch Menschen, die das kaltblütig und geplant machen. Die kaufen sich Seile und Salzsäure und fahren zwei, drei Tage damit im Auto herum, bevor sie zur Exfrau gehen, um die Tat zu begehen.

im Prävention­snetzwerk Badenwürtt­emberg.

 ??  ?? (64) ist einer der führenden Trauma-forscher und Experte für Kinderschu­tz und sexuellen Missbrauch. Er ist ärztlicher Direktor der Klinik für Kinderund Jugendpsyc­hiatrie/ Psychother­apie der Uni Ulm, Präsident der deutschen Traumastif­tung und Leiter des Kompetenzb­ereichs Prävention seelische Gesundheit
Gewalt gegen Frauen ist bundesweit und rund um die Uhr erreichbar unter: 08000 116 016, es gibt auch ein mehrsprach­iges Angebot. Die „Nummer gegen Kummer“ist ein Hilfsangeb­ot für Eltern und Kinder in allen Problemlag­en – erreichbar unter 116111 (Kinder- und Jugendtele­fon) 0800 111 0 550 (Elterntele­fon).
(64) ist einer der führenden Trauma-forscher und Experte für Kinderschu­tz und sexuellen Missbrauch. Er ist ärztlicher Direktor der Klinik für Kinderund Jugendpsyc­hiatrie/ Psychother­apie der Uni Ulm, Präsident der deutschen Traumastif­tung und Leiter des Kompetenzb­ereichs Prävention seelische Gesundheit Gewalt gegen Frauen ist bundesweit und rund um die Uhr erreichbar unter: 08000 116 016, es gibt auch ein mehrsprach­iges Angebot. Die „Nummer gegen Kummer“ist ein Hilfsangeb­ot für Eltern und Kinder in allen Problemlag­en – erreichbar unter 116111 (Kinder- und Jugendtele­fon) 0800 111 0 550 (Elterntele­fon).

Newspapers in German

Newspapers from Germany