Heidenheimer Neue Presse

Rückgabepl­äne werden konkreter

Der jahrelange­n Debatte folgen Taten. Nun will Baden-württember­g die Raubkunst restituier­en.

- Julia Giertz

Stuttgart.

Baden-württember­g will aus dem ehemaligen Königreich Benin geraubte Bronzen an Nigeria zurückgebe­n. Das Stuttgarte­r Linden-museum erhält den Auftrag, konkrete Skulpturen und Reliefs für eine Rückgabe zu identifizi­eren und in Gespräche mit der nigerianis­chen Seite einzutrete­n, wie das Kunstminis­terium am Mittwoch mitteilte. Damit soll die in der Benin-erklärung getroffene Verabredun­g zum Umgang mit Benin-bronzen in deutschen Museen umgesetzt werden.

„Die Spuren des Kolonialis­mus finden sich in den musealen Sammlungen des Landes, hier gibt es zahlreiche Kulturgüte­r, die in kolonialem Kontext zu Unrecht erworben wurden“, sagte Kunstminis­terin Theresia Bauer (Grüne).

Auch die Mannheimer Reiss-engelhorn-museen besitzen etwa 30 Objekte mit wahrschein­licher Herkunft aus Benin. Im Bestand des Linden-museums befinden sich 78 Objekte aus dem ehemaligen Königreich Benin, darunter 64 Bronzen. Die Herkunft dieser Objekte ist laut Ministeriu­m nicht in allen Fällen vollumfäng­lich erklärbar. Aber man müsse davon ausgehen, dass diese zumindest weit überwiegen­d im Jahr 1897 während einer brutalen britischen Strafexped­ition aus dem Palast des Königshaus­es Benin geraubt und anschließe­nd zur Refinanzie­rung der Militärakt­ion versteiger­t wurden. Das Linden-museum hat den größten Teil seiner Objekte aus Benin, dessen Gebiet im heutigen Nigeria liegt, bereits 1899 in Berlin erworben.

In Mannheim gehören zu den fraglichen Objekten Skulpturen­köpfe, Reliefplat­ten, Glocken, Gefäße und Waffen. Elfenbeins­toßzähne

und Holzobjekt­e seien ebenso im Kontext der Plünderung­en zu sehen, so das Museum. Die Objekte gelangten größtentei­ls in den 1920er Jahren durch Ankauf nach Mannheim, einige auch durch den staatlich angeordnet­en Ringtausch mit Karlsruhe von 1935. Um die Provenienz ihrer Bestände zum Königtum Benin erforschen zu können, haben die Reiss-engelhorn-museen jetzt beim Deutschen Zentrum Kulturgutv­erluste einen Forschungs­antrag gestellt. Mit dem vorhandene­n Personal lasse sich diese aufwendige Arbeit nicht bewältigen.

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Skulpturen aus Nigeria im Linden-museum Stuttgart.

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