Heidenheimer Neue Presse

Liebe Ruhebank,

- Fuchs

„Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man bekommt“. Na, wer weiß, um welchen Film es sich handelt und wer hier spricht? Richtig! Es ist Tom Hanks, der in „Forrest Gump“auf einer Bank sitzt und allen, die sich zu ihm setzen, sein Leben erzählt und Pralinen anbietet. Das heißt aber auch: Ohne die öffentlich­e Sitzbank gäbe es diese Filmgeschi­chte und auch diesen philosophi­sch anmutenden Satz nicht, womit wir zu Dir kommen, liebe Ruhebank.

Gerade an Tagen, an denen der Sommer uns wieder besucht, bist Du ein wertvolles Möbelstück im öffentlich­en Raum. Das sieht man auf dem Eugen-jaekle-platz, der seiner Sitzgelege­nheiten zunächst beraubt jetzt wieder an Qualität gewonnen hat, seit man sich wieder setzen kann. Und das sieht man auch an der ewigen Diskussion, wie man die Innenstadt attraktive­r machen kann. Sitzgelege­nheiten spielen dabei immer eine Rolle. Du, liebe Ruhebank, bist wie eine kleine Oase. Du bist Treffpunkt für alle und dazu noch ohne Konsumzwan­g.

Da kommen die privaten Aktionen genau richtig, bei denen Händler Sitzbänke und Liegestühl­e vor ihrer Haustüre aufklappen und einladen, darauf Platz zu nehmen. Sie bieten uns ein paar Minuten Entschleun­igung in rastlosen Zeiten. In der Fußgängerz­one wirken die Liegestühl­e vor einem Schmuckges­chäft wie ein kleiner Ruhepol im umtriebige­n Umfeld.

In der Hinteren Gasse hingegen kommt eine Sitzbank aus Stoff fast so philosophi­sch daher wie Forrest Gump. „Wer sagt, dass nur im Internet kaufen bequem ist“, ist auf dem Stoff zu lesen mit dem Aufruf, lokal zu kaufen. Womit wir wieder bei den Pralinen wären. Ist der Online-kauf nicht ebenso wie eine Praline, man weiß nie so genau, was man bekommt. Das weiß man nämlich nur, wenn man seinen Einkauf vorher wahrhaftig in der Hand gehalten, ihn angefasst, berührt, gerochen, ihn anprobiert oder darin geblättert hat. Aber das, liebe Ruhebank, liest Du ja eh nicht.

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