Gleicher Sound für alle
Morgen beginnt die Ersatz-saison des Heidenheimer Festivals am Ausweichort. Im Brenzpark wird derzeit aufgebaut. Die mächtige Bühne ist 26 Meter breit, 18 Meter tief und 12 Meter hoch – viel Platz für die Kunst. fleißig
Gabelstapler flitzen geschäftig über den Rasen. Und der sogenannte „Kirschpflücker“, ein mächtiger Hubwagen, streckt seinen langen Hals. Es riecht nach Fluss und frischgemähtem Gras. Hämmer klopfen auf Eisen. Und der Alarmton von Rückwärtsgängen hallt durch die Luft. Im Brenzpark klingt es dieser Tage nicht unbedingt nach Oper. Aber die Festspiele haben ja auch noch gar nicht begonnen. Denn erst kommt der Aufbau, dann die Musik.
Warum die Opernfestspiele heuer im Brenzpark aufbauen, ist allgemein bekannt. Corona. Das Herzstück des Ausweichquartiers indes ward in Heidenheim noch nie gesehen: eine ebenso mächtige wie schmucke Rundbogen-bühne, summa summarum 26 Meter breit, 18 Meter tief und 12 Meter hoch. Die Bühnenfläche beträgt 16,5 auf 16,5 Meter. Viel Platz für die Kunst – und, noch immer irgendwie wichtiger: viel Platz zum Abstandhalten.
Zukunftsmusik im Park
Mittendrin im Getümmel ein alter Bekannter im Brenzpark, wenn auch in neuer Rolle: Siggi Schwarz. Der Musiker, der, wenn ihm Corona nicht in die Suppe spuckt, sommers im Brenzpark sein Festival für Rock und Pop veranstaltet, wurde von den Opernfestspielen als Projektleiter für die Ausweich-saison im Brenzpark angeheuert. „Keiner kennt sich hier besser aus als er“, sagt Oliver von Fürich vom städtischen Kulturamt. „Es hat sich geradezu aufgedrängt, sich seine Erfahrung mit Großveranstaltungen hier zunutze zu machen und davon zu profitieren.“
Und es soll gleichzeitig der Beginn einer Zusammenarbeit sein, da sich die Opernfestspiele, selbst wenn ab dem kommenden Jahr alles wieder wie gewohnt auf dem
Schlossberg über die Bühne gehen sollte, mindestens mit der „Last Night“fortan immer im Brenzpark blicken lassen wollen. Siggi Schwarz und sein Festival wären dann im Anschluss an die Festspiele an der Reihe. Die Bühne würde einmal für beide aufgebaut. Aber das wird frühestens 2023 geschehen, ist also Zukunftsmusik.
2200 Stühle, 750 Besucher
Bereits am Freitag hingegen beginnen die Opernfestspiele 2021 im Brenzpark mit dem Eröffnungskonzert um 20 Uhr (Das vollständige Programm und weitere Details zum ersten Festspiel-wochenende gibt es in einem Extra-artikel unten auf dieser Seite).
Wenn es losgeht, werden vor der Bühne im Brenzpark dann auch 2200 Stühle stehen, obwohl gar nicht so viele Besucher zugelassen sein werden. Auch hierbei geht’s wieder um Corona und Abstand. Und um Inzidenzwerte.
Da sich Heidenheim derzeit halbwegs stabil in der Inzidenzstufe zwei befindet, bedeutet dies, dass die Veranstaltungen des ersten Wochenendes vor 750 Besuchern über die Bühne gehen werden.
Für alle gilt: Es besteht Maskenpflicht auf dem Gelände, aber nicht am Sitzplatz.
Doch nicht nur das gilt für alle. Es gilt auch: gleicher Sound für alle. Sogar gleicher Surround-sound für alle, denn Orchester,
Sänger und Solisten werden allesamt elektronisch verstärkt agieren, damit sie auf dem weitläufigen Gelände überall gut zu hören und genießen sind. Dass dabei die Mischung immer stimmt, ist die Aufgabe eines Toningenieurs.
Immer ein Thema: das Wetter
Nicht bis in alle Bereiche regeln kann man hingegen das Wetter. Wind und Regen können, wenn sie wollen, auch ohne Eintrittskarte
in den Brenzpark gelangen. Was die Bühne als solche anbelangt, so müsste die erst ab Windstärke acht geräumt werden. Bis dahin müsste es also schon mächtig blasen.
Da die Bühne selbstverständlich überdacht ist, müssen die Orchestermusiker nur den Regen fürchten, der vom Wind auf die Bühne hinauf und in sie hinein geblasen würde. Wenn das ganz heftig der Fall wäre, könnte es passieren, dass ein Konzert abgebrochen werden muss.
Regen-poncho gegen Nässe
Was das Publikum anbelangt, so bekäme bei unsicherer Wetterlage jeder Besucher am Einlass einen Regen-poncho ausgehändigt, mit der er sich gegen Nässe von oben schützen könnte. Regenschirme sind aus Sicherheitsgründen verboten. Ganz grundsätzlich aber gilt, dass die Konzerte lediglich bei Sturm- oder Unwetterwarnungen von vornherein nicht stattfinden sollen. Oder bei großer Kälte. Die Festspiele aber setzen auf Sonne und Sommer im Park. Niemand hätte etwas dagegen.
Weitere Fotos vom Aufbau der Bühne gibt es auf hz.de/bilder zu sehen.