Flut stürzt Tourismus in die Krise
Hoteliers, Campingplatzbetreiber und Gastwirte stehen vor den Trümmern ihrer Existenz.
Verwüstete Campingplätze, zerstörte Ferienhäuser und Hotels, beschädigte Brücken, Gleise und Straßen: Nach dem Corona-lockdown stürzt die Hochwasserkatastrophe den Tourismus in den betroffenen Regionen in die nächste Krise. So gibt es etwa im Kreis Ahrweiler in Rheinland-pfalz so gut wie keine Wirtshäuser oder Hotels, die in den kommenden zwölf Monaten wieder Gäste empfangen könnten, berichtet der Landesverband des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Die Sorge der Tourismusbranche vor einer Stornowelle in nicht betroffenen Nachbargebieten ist groß.
„Das Leid der Menschen und die zahlreichen Opfer machen tief
Bad Kreuznach.
betroffen“, sagte der stellvertretende Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) Dirk Dunkelberg. „Im Ahrtal, im Kreis Euskirchen und im Rhein-erft-kreis ist in dieser Situation kein Tourismus denkbar und möglich.“Zugleich betonte er, dass das Hochwasser ein örtlich begrenztes Ereignis gewesen sei. In Rheinland-pfalz und in Nordrhein-westfalen sei Urlaub in den meisten Regionen möglich. „Eine Stornowelle, weil die Menschen verunsichert sind, wäre eine Katastrophe für den Deutschland-tourismus.“
Weitergehende Stornierungen
Die Sorge scheint Nach Angaben des
berechtigt. Dehoga in
Rheinland-pfalz haben zahlreiche Gäste ihre Buchungen auch in Landesteilen storniert, die überhaupt nicht von den Überflutungen betroffen waren, wie beispielsweise Rheinhessen oder die Pfalz. „Wir gehen davon aus, dass trotz Hochsaison Tausende von Betten leer bleiben“, sagte Dehoga-präsident Gereon Haumann. Das liege daran, dass das Bundesland insgesamt als Katastrophengebiet betrachtet werde.
„Das ganze Ausmaß der Flut und die Effekte auf den Tourismus lassen sich derzeit allerdings noch nicht abschätzen“, sagte Michelle Schwefel, Geschäftsstellenleiterin des Deutschen Ferienhausverbandes. Unklar sei wie viele Beherbergungsbetriebe von der Flut betroffen seien und wie viele Urlauber ihre Reise nicht antreten könnten.
Nach ersten Schätzungen des Bundesverbandes der Campingwirtschaft (BVCD) in Deutschland sind vier Campingplätze in Nordrhein-westfalen und elf in Rheinland-pfalz so verwüstet, dass sie auf unbestimmte Zeit nicht öffnen können.
Welche Auswirkungen die Katastrophe auf die Gesamtbilanz des Deutschland-tourismus hat, lässt sich derzeit nicht abschätzen. Zwar hatten Hochwasser-fluten und Erdrutsche auch im Berchtesgadener Land Verwüstungen angerichtet – Touristenunterkünfte blieben aber offenbar weitgehend verschont.