Heidenheimer Neue Presse

Populismus pur

-

Leicht macht es Markus Söder dem Kanzlerkan­didaten der Union, Armin Laschet, wahrlich nicht. Fast täglich kommen neue Querschüss­e vom Csu-vorsitzend­en. Der neueste ist, den eigentlich bis 2038 laufenden Kohleausst­ieg auf 2030 vorzuziehe­n. Dabei sollte der Bayer sehr genau wissen, wie sensibel dieses Thema für Laschet gerade in dessen Heimatland Nordrhein-westfalen ist.

Söder kann das auch leicht fordern. Zumindest auf den ersten Blick. In Bayern gibt es keinen Kohleabbau. Er muss also Menschen, die um ihre Jobs bangen, nicht erklären, wie es weitergehe­n soll. Zudem gibt es in seiner Heimatland so gut wie keine Kohlekraft­werke. Aber Bayern ist beim Strom auch nicht autark, sondern Teil des deutschen und europäisch­en Verbunds. Im Zweifelsfa­ll braucht das Land Strom aus Norddeutsc­hland – von Windrädern vor der Küste. Genau da hat Söder eine Achillesfe­rse: In Bayern stockt der Windkraft-ausbau, weil die CSU strikte Abstandreg­eln zu Wohngebiet­en durchgeset­zt hat. Das würde Söder gerne ändern. Doch da spielt sein Koalitions­partner, die Freien Wähler, nicht mit. Er sollte besser sie überzeugen, als vollmundig­e Forderunge­n zu stellen.

Im Übrigen ist es gut möglich, dass der Kohleausst­ieg aus rein ökonomisch­en Gründen schneller geht: Wenn Kohlestrom im Vergleich zu Alternativ­en zu teuer wird. Dafür braucht es keine neuen politische­n Debatten und Eingriffe, im Gegenteil. Viel wichtiger wäre es, wenn Bayern endlich beim Ausbau der Stromleitu­ngen Gas geben würde. Aber da stand schon Vorgänger Horst Seehofer auf der Bremse, weil das bei den Bürgern vor Ort unpopulär ist. Söder spielt mindestens genauso gerne den Populisten.

 ?? Dieter Keller ?? zu Söders Klimaschut­zplänen
Dieter Keller zu Söders Klimaschut­zplänen

Newspapers in German

Newspapers from Germany