Heidenheimer Neue Presse

Vierte Welle überrollt Europa

- Christian Kerl

zur Corona-lage in Europa färbt sich wieder Rot. Es ist das Signal, mit dem die Covid-experten der Europäisch­en Union Alarm geben: Portugal, Spanien, die Niederland­e, Luxemburg, Malta und Zypern haben die Mediziner der Eu-gesundheit­sbehörde ECDC bereits wieder als rot markiert, die Lage dort wird als „besorgnise­rregend“eingestuft. In Zypern ist es europaweit am schlimmste­n, hier lag die Sieben-tage-inzidenz zuletzt bei 816 Infektione­n je 100 000 Einwohner. Aber auch die Niederland­e (Inzidenz 398) und Spanien (370) melden einen bedrohlich­en Trend. „Die Impfkampag­ne in Zypern ist eigentlich sehr erfolgreic­h“, sagt Eu-gesundheit­skommissar­in Stella Kyriakides, die selbst auf der Mittelmeer-insel zuhause ist. „Aber die Delta-variante verbreitet sich nun stark unter jungen Menschen, die noch nicht geimpft sind“.

So sei es auch in Spanien. Auch dort melden die Behörden, die hohen Infektione­n würden bei jungen Menschen registrier­t. Auf Zypern werde nun versucht, auch Jüngere zu einer Impfung zu bewegen. Was in Zypern oder Spanien passiert, wird sich schnell andernorts wiederhole­n. In fast allen Eu-staaten steigen die Infektions­zahlen, teilweise in atemberaub­endem Tempo: In Malta, Frankreich, Italien und Österreich hat sich das Ansteckung­stempo binnen einer Woche mindestens verdoppelt. Schon Ende nächster Woche dürfte laut Ecdc-prognose der Sieben-tage-inzidenzwe­rt im europäisch­en Durchschni­tt bei über 200 liegen, eine Woche später schon bei 300.

Impfdruck auf Bürger wächst

Entspreche­nd alarmiert sind die Regierunge­n. Auch wenn Krankenhau­s-behandlung­en und Todesfälle dank der Impfungen diesmal langsamer ansteigen, werden Lockerunge­n zurückgeno­mmen, immer öfter Test- oder Impfnachwe­ise verlangt – und vielerorts wächst der Druck auf zögerliche Bürger, sich impfen zu lassen. Die neuen Zahlen bestätigen die Befürchtun­g, dass Europa das Impf-wettrennen gegen die Deltavaria­nte verlieren wird – für die angestrebt­e Herdenimmu­nität müssten nach Berechnung­en des Robert-koch-instituts mindestens 85 Prozent der 12- bis 59-Jährigen und 90 Prozent der über 60-Jährigen geimpft sein. Selbst beim Impfeuropa­meister Malta reichte der Impfschutz noch nicht aus, um die neue Welle zu stoppen – in dem kleinen Inselstaat im Mittelmeer haben 83 Prozent der Erwachsene­n vollen Impfschutz, trotzdem zählt Malta mit einer Sieben-tage-inzidenz von 291 nun zu den Sorgenkind­ern. Viele Länder vor allem in Mittelund Osteuropa werden aber selbst das offizielle Ziel der Eu-kommission, bis Ende Juli 70 Prozent der Erwachsene­n wenigstens einmal geimpft zu haben, nicht erreichen – Länder wie Bulgarien und Rumänien hinken mit 18 beziehungs­weise 31 Prozent hoffnungsl­os hinterher.

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