Rettungsanker für die HVG
Der Kreistag hat das Buslinienpaket für den südlichen Landkreis an die HVG vergeben. Das ist den regionalen Busbetreiber zu stabilisieren, den der Wettbewerb aus der Bahn zu werfen drohte. Teil des Plans,
Der Landkreis Heidenheim hält seit Januar 2021 mit 51 Prozent die Mehrheit der Anteile an der Heidenheimer Verkehrsgesellschaft (HVG). Den Kauf der Anteile von der Transdev-gruppe für 1,7 Millionen Euro hat der Kreistag bereits im Oktober 2020 in die Wege geleitet, um zu verhindern, dass die HVG weitere Buslinien an Wettbewerber und damit die Geschäftsgrundlage verliert. Es ging auch um die Rettung von Arbeitsplätzen, immerhin sind bei der HVG derzeit 94 Personen beschäftigt. Vor der Aufstockung hielt der Landkreis nur 25,2 Prozent.
Was bedeutet der Schachzug?
Was ist der Vorteil, Mehrheitseigner zu sein? Der Landkreis muss nun die Buslinien, die zu sogenannten Bündeln aus lukrativen und weniger lukrativen Strecken zusammengefasst sind, nicht mehr öffentlich ausschreiben. Wenn sich kein Anbieter findet, der die Linien ohne Zuschüsse in wirtschaftlicher Eigenverantwortung betreiben will, darf der Landkreis den Auftrag direkt vergeben.
Die HVG hat im Zuge dieser öffentlichen Ausschreibungen bereits zwei der insgesamt vier Linienbündel im Landkreis an die Süddeutsche Verkehrslinien Gmbh & Co. KG (SVL) mit Sitz in Laupheim verloren, nämlich die Linienbündel West und Nord-ost. Nur der Heidenheimer Stadtbusverkehr ist der HVG sicher, für den ist sie bis 2028 verantwortlich.
Auf diesen Linien fährt die HVG
Diese Woche nun hat der Kreistag etliche Entscheidungen in Sachen HVG und öffentlichen Personennahverkehr beschlossen. Darunter auch die Direktvergabe des Linienbündels Süd bis zum Jahr 2031 an die HVG mit Kosten von knapp zwei Millionen Euro jährlich.
Was ist das Linienbündel Süd? Es besteht aus den sieben Linien Heidenheim – Herbrechtingen,
Heidenheim – Giengen, Giengen – Bachhagel – Staufen, Stadtverkehr Giengen, Heidenheim – Oggenhausen-staufen/nattheim, Heidenheim – Herbrechtingen – Burgberg – Hermaringen – Giengen sowie Heidenheim – Herbrechtingen – Bissingen – Stetten.
„Alles richtig gemacht“, lobte Giengens Oberbürgermeister und Freie-wähler-kreisrat Dieter Henle das Vorgehen. Das schaffe Sicherheit für die Fahrgäste, zumal auch Schülerverkehre hinterlegt und die Anbindung von Gemeinden und Teilorten betroffen seien. Er sprach auch die Konsolidierung der HVG und damit die Sicherung der Arbeitsplätze an.
So lief das Geschäftsjahr 2020
Zuvor hatte Kreiskämmerer Jürgen Eisele über den Jahresabschluss 2020 der HVG berichtet, also jenes Geschäftsjahr, das durch Corona geprägt war. Der
Jahresüberschuss betrug rund 153 000 Euro und hat sich im Vergleich zum Vorjahr um rund 215 000 Euro verringert. „Das ist im Wesentlichen dadurch geschuldet, dass Verkehrsleistungen weggefallen sind“, verweist Eisele auf den Verlust der HVG der Linien an die SVL. Aber auch die Pandemie dürfte laut Eisele ihre Spuren hinterlassen haben. Den Bilanzgewinn bezifferte Eisele auf 1,1 Millionen Euro zum Jahresende 2020. Daraus erhält der Landkreis als Anteilseigner rund 42 000 Euro an Eigenkapitalverzinsung.
Im Lagebericht für das Geschäftsjahr 2020 hatte die HVG die Auswirkungen von Corona beschrieben. Während des ersten Lockdowns sei die Fahrleistung um circa 30 Prozent reduziert gewesen. Mit Öffnung der Schulen ab Mitte Mai sei man auf eine Verkehrsleistung von bis zu 90 Prozent
zurückgekehrt, im Laufe des Sommers sogar wieder zum Regelbetrieb.
Hinten einsteigen, nicht bezahlen
Zum Schutz des Fahrpersonals seien der Vordereinstieg geschlossen und der Fahrkartenverkauf über längere Zeit gestoppt gewesen, was sich auf die Fahrgeldeinnahmen negativ ausgewirkt habe. Bis Dezember bewegten sich die Fahrgastzahlen weit unter den Erwartungen.
Trotz der Rettungsschirme vonseiten des Bundes und des Lands werde das Ergebnis durch die Pandemie negativ beeinflusst. Denn nicht erstattungsfähig seien die Ausgaben für Hygienemaßnahmen wie Masken oder der erhöhte Reinigungsaufwand. Ebenfalls um das Linienbündel Süd sowie die Auswirkungen in Herbrechtingen geht es auf Seite 15.