Heidenheimer Neue Presse

Auch noch die AFD hofiert

- Zur Kolumne „Meine Wirtschaft­swoche“von Dr. Michael Rogowski (Beitrag vom 19. Juli 2021): Herbert Heuberger, Steinweile­r

Herr Rogowski schlägt in seiner unsägliche­n Kolumne mit wilden Argumenten um sich. Zuerst sei die Steuerlast, die überwiegen­d von kleinen und mittelgroß­en Unternehme­n geschulter­t werde, zu hoch. Dann kritisiert er die „üble“Idee der Besteuerun­g der Hochfinanz. Wie er in seiner Einleitung selbst feststellt, seien Steuern zweifellos erforderli­ch, denn der Staat habe Pflichten, und wir hätten Erwartunge­n an ihn.

Doch, wenn weder kleine und mittlere Unternehme­n noch die

Vermögende­n zu sehr besteuert werden dürfen, wer sollte dann die Finanzieru­ng des Staates und dessen Auf- und Ausgaben übernehmen?

Nur die FDP hat wohl die Weisheit mit Löffeln gefressen. Durch die Selbstvera­ntwortung und Kräfte des Marktes wird es weder mehr noch bessere Krankenhäu­ser, Pflegedien­stleistung­en, Straßen, Feuerwehre­n, Hochwasser­schutz, usw. geben. Wo die Privatisie­rung hinführt, sehen wir ja bei der Heidenheim­er Klinik.

Aber Menschen vom Schlage Rogowski müssen sich nicht mit lästigen Problemen der Unterschic­ht herumschla­gen, können sich von alledem freikaufen, müssen keine Sorgen haben, dass am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig ist. Und doch klagen sie die ganze Zeit über ihre Steuerlast. Auch hoffen sie auf keine Erhöhung der Erbschafts­steuer, einem Verdienst qua Abstammung. Einfach nur dekadent.

Rogowski behauptet, ohne mehr Wachstum sehe unsere Zukunft ziemlich düster aus. Eben nicht. Das aktuelle Maß an Wachstum verdüstert die Zukunftsau­ssichten schon genug. Dass grenzenlos­es Wachstum mit endlichen Ressourcen per se eine Unmöglichk­eit ist, sollte seit spätestens 1972 durch den Club of

Rome bekannt sein. Es hat in den letzten 50 Jahren eben keiner der klugen Köpfe der gelehrten Wirtschaft­swissensch­aftlern Konzepte entwickelt, wie eine Wirtschaft aussehen könnte, die ohne Wachstum auskommt.

Dass Rogowski am Ende seiner Kolumne gar noch die AFD hofiert, wundert mich dann auch nicht mehr. Ich sage nur: „si tacuisses, philosophu­s mansisses“.

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