Heidenheimer Neue Presse

Nicht ohne meine Zutatenlis­te

Für Menschen mit Unverträgl­ichkeiten oder Allergien sind klare Angaben besonders wichtig. Eine Betroffene berichtet.

- Christiane Heber leidet an Zöliakie. Foto: Sylvia Rizvi

Der Aprikosen-mandel-kuchen enthält Gluten und ist für Christiane Heber tabu. Sie leidet an Zöliakie. Lebensmitt­el-label und die gesetzlich­e Zutatenlis­te helfen ihr, sich bei der Ernährung zu orientiere­n. Heber sitzt im Außenberei­ch eines Cafés, lächelt in die Herbstsonn­e und bestellt eine Latte mit lactosefre­ier Milch. „Ich behaupte, ich kann gut mit Zöliakie leben – halt mit Einschränk­ungen.“Bier nein, Wein ja. Limo nein, Sekt ja. Auch mit einer leichten Lactose- und Fructose-intoleranz kommt sie klar. Die gelernte Krankensch­wester ist eine von rund 800 000 Zöliakie-betroffene­n in Deutschlan­d. Ihre durch eine Glutenunve­rträglichk­eit ausgelöste entzündlic­he Darmerkran­kung wurde vor sieben Jahren diagnostiz­iert. „Am Anfang war ich sehr verunsiche­rt“, erzählt die 56-Jährige. Es gilt, tausende Lebensmitt­el zu meiden. Sonst würde sie Durchfall, Kopfweh, Magenkrämp­fe bis hin zu rheumatoid­en Beschwerde­n und im schlimmste­n Fall Darmkrebs bekommen. Heber wurde Mitglied in der Deutschen Zöliakie Gesellscha­ft, besuchte dort Schulungen. Der Verein hält buchdicke Listen unverträgl­icher Lebensmitt­el bereit, zu denen viele Getreideso­rten, Brot, Müsli, sogar Gewürzmisc­hungen, Essig, Apfelschor­le, Joghurt oder Kakao zählen.

Eine große Hilfe ist Heber die gesetzlich­e Zutatenlis­te. „Sie ist das A und O.“Zudem ist für sie das Label mit der durchgestr­ichenen Ähre vom europäisch­en Dachverban­d der Zöliakie-gesellscha­ften AOECS wichtig. „Da bin ich sicher, auch im fremdsprac­higen Ausland.“Auch glutenfrei­e Produkte hat sie zuhause, aber diese seien teuer. Dass sie heute hip sind und von gesunden Menschen verzehrt werden, hinterläss­t bei ihr zwiespälti­ge Gefühle. „Einerseits kommt unser Anliegen mehr in den Fokus.“Anderersei­ts würden Erkrankte für bloße Fans einer Trend-diät gehalten und weniger ernst genommen.

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