Trauriger neuer Rekord
Vertreibung Zahl der Binnenflüchtlinge erreicht 2021 Höchststand. Dabei tobte da noch kein Ukraine-krieg.
Genf. Ende 2021 waren weltweit 59,1 Millionen Menschen im eigenen Land auf der Flucht vor Gewalt, Kriegen und Naturkatastrophen. Die Zahl der Binnenflüchtlinge erreichte damit einen Höchststand. Das geht aus dem Jahresbericht des Beobachtungszentrums für interne Vertreibung (IDMC) hervor, der am Donnerstag in Genf erschien.
Die aktuelle weltweite Krise fällt aber noch viel schlimmer aus. Denn die rund acht Millionen Kinder, Frauen und Männer, die in diesem Jahr vor dem russischen Angriffskrieg innerhalb der Ukraine geflüchtet sind, fanden in dem Report noch keine Berücksichtigung.
Verglichen mit 2020 mussten die Autoren der Studie einen bedrückenden Anstieg vermelden. Damals befanden sich noch 55 Millionen Menschen im eigenen Land auf der Flucht. Neue Wellen der Gewalt sowie seit Jahren tobende Konflikte in Ländern wie Afghanistan, Syrien und der Demokratischen Republik Kongo verschärfen laut den Recherchen die Lage immer weiter. Alexandra Bilak, Direktorin des IDMC, sprach von einem „Trend zur langfristigen Vertreibung“.
Die große Mehrheit der Binnenflüchtlinge waren Ende 2021 Opfer von Gewalt und Krieg: 53,2 Millionen Menschen. 5,9 Millionen Menschen brauchten sich vor Stürmen, Überschwemmungen, Dürren und anderen Naturkatastrophen in Sicherheit.
Der Generalsekretär des Norwegischen Flüchtlingsrats, Jan Egeland, beklagte die internationale diplomatische Passivität: „Wir brauchen ein gewaltiges Umdenken bei den führenden Politikern bei Verhütung und Lösung von Konflikten“, sagte der frühere Nothilfekoordinator der Vereinten Nationen. Das Beobachtungszentrum gehört zum Norwegischen Flüchtlingsrat.
Laut der Untersuchung wurden 2021 rund 38 Millionen neue Binnenvertreibungen gemeldet. Afrika südlich der Sahara war 2021 die am stärksten betroffene Region. Allein in Äthiopien waren schätzungsweise mehr als fünf Millionen Menschen innerhalb des Landes neu auf der Flucht, vor allem vor der Gewalt in und um die Region Tigray.