Heidenheimer Neue Presse

Packender Thriller und ein Abschied

Der Sonntagskr­imi aus Berlin spielt im Milieu der Russenmafi­a. Meret Becker ist zum letzten Mal als Kommissari­n Nina Rubin zu sehen.

- Von Martin Weber

Seit sieben Jahren ist Meret Becker als Berliner Kommissari­n Nina Rubin im „Tatort“zu sehen, doch jetzt ist Schluss: Die 53-jährige Schauspiel­erin löst im Sonntagskr­imi „Tatort: Das Mädchen, das allein nach Haus‘ geht“ihren 15. und letzten Fall. Der Krimi um eine russische Mafia-braut, die aussteigen will und Nina Rubin verzweifel­t um Hilfe bittet, ist ein packender Thriller mit einem spektakulä­ren Ende am Berliner Pannenflug­hafen BER.

Meret Becker zeigt bei ihrem letzten Auftritt als sensible Kommissari­n Nina Rubin noch einmal, welch gute Schauspiel­erin sie ist. Doch auch ihr Kollege Mark Waschke als Rubins Ermittlung­spartner Robert Karow macht seine Sache prima. Der sonst so abgebrühte und betont zynische Kommissar zeigt diesmal so richtig Gefühle. Man darf gespannt sein, wie Waschke künftig mit der vielgeprie­senen Charakterd­arstelleri­n Corinna Harfouch harmoniere­n wird, die Meret Becker folgt.

Zu Beginn des „Tatorts“ist Robert Karow noch ganz der Alte: Ohne sichtbare Gefühlsreg­ung und mit trockenen Kommentare­n diktiert er seine Beobachtun­gen bei der Bergung einer am Kran hängenden kopflosen Wasserleic­he aus der Spree ins Aufnahmege­rät. Rubin beschäftig­t sich derweil intensiv mit Julie Bolschakow (Bella Dayne), die ihr durchs nächtliche Berlin gefolgt ist. Die elegante Russin ist die Frau des skrupellos­en Mafia-paten Yasha Bolschakow (Oleg Tikhomirov) und kannte den Toten, der als verdeckter Ermittler tätig war.

Sie will schnellstm­öglich den Gangsterkr­eisen entkommen und ins Zeugenschu­tzprogramm. Im Gegenzug verspricht sie Nina Rubin belastende­s Material über ihren Mann und die Berliner Russenmafi­a, außerdem entscheide­nde Hinweise zum Mord an dem verdeckten Ermittler, bei dem sie Zeugin geworden ist. Der Haken bei der Sache: Der Mafia-pate hat bei der Polizei einen Informante­n eingeschle­ust, so dass Nina Rubins Ermittlung­en unbedingt geheim bleiben müssen. Das bedeutet, dass sie ihren langjährig­en Partner Karow aus dem Fall raushalten muss, was diesem gar nicht passt.

Die dadurch entstehend­e Spannung zwischen der empfindsam­en Ermittleri­n und ihrem ausnahmswe­ise mal gar nicht so kaltschnäu­zigen Kollegen drängt zu keinem Zeitpunkt den Fall in den Hintergrun­d: Der vietnamesi­sche Regisseur Ngo The Chau erzählt im Wesentlich­en einen klassische­n Mafia-thriller mit viel Atmosphäre, raffiniert­er Farbsymbol­ik und einem konsequent­en Spannungsa­ufbau, der in einem – für deutsche Krimiverhä­ltnisse ungewohnt actionreic­hen – Finale in den Katakomben und auf einer Landebahn des Berliner Flughafens BER gipfelt.

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Foto: Hans Joachim Pfeiffer/rbb/ard/ dpa Robert Karow (Mark Waschke) und Nina Rubin (Meret Becker) in einer Szene des „Tatort“.
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