Heidenheimer Neue Presse

Direkte Busverbind­ungen der Kreisgemei­nden nach Heidenheim und Giengen

- Waldemar Hirsch, Heidenheim

Klimawande­l und sparsamere­r Ressourcen­verbrauch zwingen zum Überdenken der gegenwärti­gen Verkehrspo­litik. Der Bund will ab Juni ein Monatstick­et für 9 Euro im ÖPNV einführen. Wie denn? Der ÖPNV liegt in der Zuständigk­eit von Bundesländ­ern, Kreisen und Gemeinden. Sie entscheide­n über die Tarife und die damit zusammenhä­ngenden Steuermitt­el, mit denen der ÖPNV finanziert wird. Die Öffentlich­keit ist gespannt, wie das miteinande­r koordinier­t werden wird.

Landrat Peter Polta ist in die Offensive gegangen und hat dem

Kreistag ein Preiskonze­pt vorgelegt, über das dieser am 23. Mai entscheide­n wird. Ein mutiger Schritt mit erhebliche­n finanziell­en Konsequenz­en, der aber die Chance in sich trägt, in unserem Landkreis mehr Individual­verkehr abzubauen und in den ÖPNV zu integriere­n. Dieses Konzept könnte der Kern einer verkehrspo­litischen Strategie bilden, mit denen Verkehrste­ilnehmerin­nen und -teilnehmer motiviert werden, auf den ÖPNV umzusteige­n.

Dazu gehört auch eine Überprüfun­g des derzeitige­n Angebots. Bürgermeis­ter Alfons Jakl aus Dischingen hat auf die Schwachste­llen hingewiese­n. Was er zu Eglingen oder Demmingen feststellt, gilt auch für andere Randbereic­he des Kreises. Es käme darauf an, die zentralen Zugangsste­llen zum Fernverkeh­r an der Bahnlinie mit den Städten, Gemeinden und Ortsteilen sinnvoll zu verbinden. Schon heute erreichen wir Aalen und Ulm mit der Schienenve­rbindung schneller als mit dem Pkw. Von dort geht es in alle Welt. So wäre es sinnvoll, durch direkte Busverbind­ungen die Kreisgemei­nden mit den Bahnhöfen Heidenheim und Giengen an den IRE anzubinden. Ganz abgesehen davon, dass der Heidenheim­er Bahnhof in das Haltestell­ensystem direkt einbezogen werden müsste. Wer läuft schon gerne mit Kinderwage­n und Koffern vom ZOH über eine Bundesstra­ße zum Bahnhof? Schwäbisch Gmünd und Aalen haben dieses Problem gut gelöst.

Eine stärkere Verzahnung der Stadtlinie­n von Heidenheim mit den umliegende­n Kreisgemei­nden zu einem kreisorien­tierten Gesamtkonz­ept würde die Attraktivi­tät des ÖPNV erheblich verbessern – vor allem im Hinblick auf die nicht an der Bahnlinie liegenden Gemeinden wie Nattheim, Gerstetten, Dischingen oder Steinheim. Auch die Umlaufplän­e der Busse könnten so optimiert werden. Die Warnung von Landrat Polta vor der Beförderun­g von „heißer Luft“anstelle von Fahrgästen sollte ernst genommen werden. Busse sind kein Selbstzwec­k.

Für viele Bürgerinne­n und Bürger bedeutet der ÖPNV heutzutage eine Art Randexiste­nz. Man fährt Auto. Dabei wären schon jetzt einige Verbindung­en als Auto-ersatz attraktiv. Aber es fehlt ein überschaub­arer Fahrplan, der zum Umstieg motiviert. Wie komme ich aus der Weststadt zum Konzerthau­s? Oder aus der Oststadt zum Klinikum? Oder aus Steinheim zum Wochenmark­t? Das System ist komplizier­t und unübersich­tlich. Es fehlen Pläne im Westentasc­henformat, die den ÖPNV zum alltäglich­en Partner machen könnten. Eine Petitesse, aber nicht unwichtig. So wäre der vorgesehen­e finanziell­e Einsatz auch effektiv.

Zum neuen Öpnv-preiskonze­pt des Landkreise­s („Kosten für Jahreskart­e werden teils halbiert“, Beitrag vom 11. Mai):

Der Inhalt der Leserbrief­e gibt die Ansicht der Einsender wieder, die mit der Meinung der Redaktion oder des Verlages nicht unbedingt übereinsti­mmt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany