Lüftungsanlagen: sinnvoll oder Luxus?
Durch ein Förderprogramm des Bundes erhält Hermaringen eine 80-prozentige Förderung für die Anschaffung stationärer Geräte in Schule und Kindergarten.
Sind Lüftungsanlagen für Schule und Kindergarten eine sinnvolle Anschaffung oder ein „Luxusproblem“, für das man kein Geld ausgeben sollte? Über diese Frage wurde im Hermaringer Gemeinderat ausführlich diskutiert.
Das Thema war in Zeiten der Pandemie in vielen Städten und Gemeinden aufgekommen, und man erinnert sich an Bilder von Kindern in Winterjacken bei weit geöffneten Fenstern.
In Hermaringen war die Überlegung schnell wieder vom Tisch, nachdem keine Förderung für mobile Luftfilter vom Land zu erwarten war. Diese wurden nur dann mit der Hälfte der Kosten bezuschusst, wenn ein Klassenzimmer nicht über Fenster gelüftet werden kann. Zudem, so erläuterte Bürgermeister Jürgen Mailänder in der aktuellen Gemeinderatssitzung, sei der der Nutzen der mobilen Geräte umstritten, da sie die Luft nur umwälzen und nicht austauschen.
Nun aber hätte die Gemeinde die Möglichkeit, stationäre Lüftungsanlagen einzubauen – mit einer satten Förderung von 80 Prozent der Kosten. „Durch einen Zufall“sei man über dieses Förderangebot des Bundes gestolpert, so Mailänder. Man musste allerdings außerdem sehr schnell sein, da das Programm nur für drei Monate aufgelegt war.
Der Antrag wurde anhand der Kostenermittlung durch eine Fachfirma für den Betrag von 485.000 Euro gestellt. Die Zusage für die Förderung in Höhe von 388.000 Euro liegt inzwischen vor, sodass der Eigenanteil der Gemeinde rund 100.000 Euro ausmachen würde.
In der Ratssitzung erläuterte Ingenieur Markus Weireter die Funktion der Standgeräte. Verbrauchte Luft werde nach draußen gefördert, und frische Luft von außen werde über eine Wärmerückgewinnung
vorgewärmt. Das spare Energie, denn beim Lüften mit weit aufgerissenen Fenstern im Winter müsse die kalte Luft anschließend erst wieder auf Zimmertemperatur gebracht werden. Zudem sorgten entsprechende Fühler dafür, dass die Luft im Raum nicht zu trocken werde. Und im Sommer könne die kühlere Nachtluft von außen für angenehme Abkühlung in den tagsüber aufgeheizten Klassenzimmern sorgen.
Ein reines Luxusproblem?
Martin Gansloser und Robert Schmid machten deutlich, dass das Thema Corona allein für sie die Anschaffung der Lüftungsgeräte
nicht rechtfertige, es müssten auch Energieeinsparungen damit verbunden sein. Doch genaue Zahlen konnte Ingenieur Weireter dazu nicht liefern, da dies in erster Linie davon abhängig sei, wie häufig die Fenster geöffnet würden und anschließend die Raumluft wieder geheizt werden müsse.
Peter Müller konnte sich mit dem Konzept gar nicht anfreunden. Für ihn sei das ein reines „Luxusproblem“, außerdem sei es im Winter häufig gar nicht mehr so extrem kalt. Wolfgang Nothelfer sah zwar den Nutzen, war aber der Meinung, dass man bisher auch gut zurechtgekommen sei. Falls man sich für die Lüftungsanlagen entscheide, sollte man mit Blick auf die Zahlen des aktuellen Haushaltes Abstriche machen.
Hans Ott war erstaunt über die Diskussion. Wo Schüler und Lehrer aufeinandertreffen, sollte man mit Hinblick auf den kommenden Herbst Vorsorge treffen. Wenn man jetzt eine solche Förderung bekomme, müsse man die Chance in jedem Fall nutzen.
Bei drei Gegenstimmen beschlossen die Gemeinderäte schließlich, Planung und Vergabe der stationären Lüftungsanlagen weiter voranzutreiben. Dabei solle das vorgegebene Budget eingehalten werden. Notfalls solle auf eine Anlage im Computerraum oder im Lehrerzimmer verzichtet werden.