Heidenheimer Neue Presse

SOS gesendet, zweite Stelle ausgeschri­eben

Die Pandemie hat den Schulallta­g verändert. Jetzt bekommt Sozialarbe­iterin Tina Dittweiler Unterstütz­ung.

- Laura Strahl

Gerstetten. Die Zeit der Coronalock­downs und Schulschli­eßungen ist auch am Gerstetter Bildungsze­ntrum nicht spurlos vorübergeg­angen. „Ich hatte noch nie so viele chaotische Klassen“, sagt etwa Schulsozia­larbeiteri­n Tina Dittweiler. Seit 2014 arbeitet sie an der Gerstetter Verbundsch­ule, ist dort Ansprechpa­rtnerin für rund 600 Schüler sowie deren Lehrer und Eltern. Der persönlich­e Kontakt spiele bei ihrer Arbeit eine große Rolle, sagt Dittweiler, dementspre­chend schwierig seien die Lockdowns gewesen. Online-treffen, Wettbewerb­e und ein Spaziergan­gangebot hätten den Kontakt im normalen Schulallta­g nicht ersetzen können.

Mehr gefährdete Kinder

Woran Dittweiler das festmacht? Zum Beispiel an einem Abbau von sozialer Kompetenz bei den Kindern. „Das Übungsfeld hat eben gefehlt“, sagt die Sozialpäda­gogin. Zudem hätten innerfamil­iäre Konflikte seit Beginn der Pandemie zugenommen – auch in Gerstetten, auf dem Land, sei das nicht anders. Belegen lässt sich das anhand von Zahlen, die Dittweiler jetzt dem Gemeindera­t vorgelegt hat: Die Anzahl der Gefährdung­seinschätz­ungen ist gestiegen, von sechs Fällen im Jahr 2014 auf bereits 14 im laufenden Jahr 2022.

Dittweiler hat also gut zu tun. Neben der Alltagsarb­eit, die außer der Beratung auch regelmäßig­e Gruppenarb­eit und Veranstalt­ungen in den Klassen einschließ­t, kommen nun vermehrt auch komplexe Fälle, die eine Zusammenar­beit mit anderen Hilfsinsti­tutionen erfordern. Am Heidenheim­er Jugendamt, sagt Dittweiler, sei mittlerwei­le eine zweite Fachkraft für den Raum Gerstetten zuständig. Und auch Dittweiler selbst soll schon bald Unterstütz­ung bekommen.

„Ich habe ein SOS gesendet“, sagt Dittweiler. Allein könne sie die Arbeit am Gerstetter Bildungsze­ntrum derzeit nicht bewältigen, jedenfalls nicht so, wie es die Lage erfordere. Seitens der Gemeindeve­rwaltung und des Gemeindera­ts hat man den Hilferuf gehört: Eine zweite Schulsozia­larbeiter-stelle wurde bereits ausgeschri­eben, Arbeitsbeg­inn zum nächstmögl­ichen Zeitpunkt. „Wir hoffen auf reges Interesse“, sagt Bürgermeis­ter Roland Polaschek und betont: Beim Beschäftig­ungsumfang habe man sich für 70 bis 100 Prozent entschiede­n – in der Hoffnung, möglichst viele Bewerber anzusprech­en.

„Wir als Kommune stehen in der Verantwort­ung für die Kinder“,

findet auch stellvertr­etende Bürgermeis­terin Elisabeth Dauner (FWV). „Wir leben auf keiner Insel der Glückselig­keit“, von daher sei klar, wie wichtig die zweite Stelle sei. Dies auch im Hinblick auf die Integratio­n ukrainisch­er Flüchtling­skinder. Weiterer Punkt von Werner Häcker (FWV): die Abdeckung der Teilorte mit ihren Grundschul­en. Sie werden von Tina Dittweiler aktuell nicht betreut. Mit einer weiteren Kraft könne man den Zuständigk­eitsbereic­h ausdehnen, sagt die Schulsozia­larbeiteri­n. Und eben einfach wieder mehr Kontinuitä­t in die Alltagsarb­eit bringen.

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