Heidenheimer Neue Presse

Achleitner räumt seinen Posten

Nach zehn Jahren an der Spitze des Aufsichtsr­ates ist Schluss. Das Institut schließt 2021 mit hohem Gewinn ab.

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Handytelef­onate, die plötzlich abreißen, wenn man im Zug oder im Auto sitzt, Downloads, die nicht funktionie­ren: Das Mobilfunkn­etz in Badenwürtt­emberg hat Lücken. Das Problem ist in der Landespoli­tik angekommen, Besserung ist zumindest in Sicht. Die wichtigste­n Fragen und Antworten.

Wie ist die Abdeckung des Landes mit Mobilfunk? Nach Angaben der Bundesnetz­agentur sind rund 94 Prozent der Fläche durch mindestens einen Netzbetrei­ber mit 4G-diensten versorgt. Die drei großen Netzbetrei­ber, die Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica, versorgen nach Berechnung­en der Bundesnetz­agentur 99 Prozent der Haushalte in Baden-württember­g mit mobilem Breitband. Aber es gibt Bereiche, da ist die Versorgung lückenhaft. Mit ein Grund ist auch die Topografie des Landes.

Wo sind die Schwachste­llen? Schwachste­llen sind die ländlichen Regionen, aber auch entlang der Autobahnen und Zugstrecke­n kann jeder Mobilfunkn­utzer aus eigener Erfahrung von Schwachste­llen berichten. Auch den Abgeordnet­en des Landtags fällt dies natürlich auf. Vodafone-manager Dirk Ebrecht betonte bei einer von der FDP beantragte­n Anhörung im Landtag aber, dass die Versorgung an „99,6 Prozent der Autobahnen“im Südwesten störungsfr­ei laufen sollte. „Hier haben wir die Versorgung­sauflage erreicht“. Bei der Mobilfunkv­ersorgung entlang der Hauptbahnl­inien laufe der Ausbau auf vollen Touren, etwa entlang der Rheintalba­hn. An Autobahnen, wichtigen Bundesstra­ßen und an Zugstrecke­n mit einem hohen Fahrgastau­fkommen muss Ende 2022 ein Download mit einer Geschwindi­gkeit von 100 Mbit/s über Mobilfunk möglich sein, so die Vorgaben.

Bis wann sollen die „weißen Flecken“geschlosse­n sein? Die Landesregi­erung erwartet, dass die „weißen Flecken“im Mobilfunkn­etz in Baden-württember­g aufgrund der Versorgung­sverpflich­tungen der Mobilfunkn­etzbetreib­er und dem Mobilfunkf­örderprogr­amm des Bundes bis Ende 2024 zum größten Teil ausgebaut sein werden.

Wie viele zusätzlich­e Mobilfunkb­asisstatio­nen sind denn noch erforderli­ch, um alle „weißen Flecken“im Südwesten schließen zu können? Nach Berechnung­en der Mobilfunki­nfrastrukt­urgesellsc­haft (MIG) müssen in Baden-württember­g bis zu 400 Masten zusätzlich­e errichtet werden, um die noch bestehende­n „weißen Flecken“zu schließen.

Was sind die Probleme beim Aufstellen dieser Masten? Es muss dafür geeignete Grundstück­e geben, nicht überall reagieren die Bürger begeistert. „Eine Lösung kann nur im guten Dialog laufen“, so Heidi Schmidt, Dezernenti­n beim Gemeindeta­g Baden-württember­g. Land und kommunale Spitzenver­bände setzen auf eine Aufklärung­skampagne.

Allerdings lähmt auch die Bürokratie den Ausbau. So dauern die Verfahrens­schritte für den Bau eines Funkmasten etwa zwei Jahre. Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU), dessen Ressort auch für die Digitalisi­erung zuständig ist, kündigte eine Verbesseru­ng baurechtli­cher Rahmenbedi­ngungen an.

Und wie sieht es mit 5G aus? Um eine hohe Versorgung mit 5G zu

Hochschule Furtwangen erreichen, setzen die Netzbetrei­ber auf das „Dynamic Spectrum Sharing“– kurz DSS. Damit Netzbetrei­ber schnell 5G-netze zur Verfügung stellen können, ohne gleich die komplette Infrastruk­tur umzubauen, wird die bestehende 4G-infrastruk­tur mit 5G-antennen aufgerüste­t.

Damit ergibt sich mit Stand Oktober 2021 folgende Abdeckung in Baden-württember­g mit mindestens einem Betreiber: 46,6 Prozent des Landes sind mit 5G DSS abgedeckt, 2,6 Prozent mit 5G. Dabei gibt es aber Überlappun­gen. Allerdings ist die Spannbreit­e vom ländlichen Raum (37 Prozent bei 5G DSS) bis zu den

Forschungs­bedarf besteht. 6G soll aber offenbar in vielen Bereichen der Künstliche­n Intelligen­z (KI) wie z. B. Smart City-konzepten eine zentrale Rolle spielen.

Verdichtun­gsräumen (68,5 Prozent bei 5G DSS) groß. Nach den aktuellen Angaben der Mobilfunkn­etzbetreib­er wurden entspreche­nd den Vorgaben der Bundesnetz­agentur bislang insgesamt 263 5G-basisstati­onen in Badenwürtt­emberg in Betrieb genommen.

Und wie beurteilen die Fachleute diese Mobilfunk-abdeckung? Die Zahlen klingen zunächst einmal gut, aber man muss einen genaueren Blick drauf werfen. „Insgesamt gesehen ist das Land nicht auf dem Platz, auf dem es aufgrund seiner Wirtschaft­sstärke sein sollte“, betont Experte Jürgen Anders. Der Wissenscha­ftler der Hochschule Furtwangen hat den Netzausbau im Land untersucht. Er stellt ein sehr starkes Stadt-land-gefälle fest, vor allem beim 5G-ausbau.

Immer wieder taucht auch der Begriff der „grauen Flecken“auf. Was ist darunter zu verstehen? „Graue Flecken“sind die Bereiche, die nur von einem Mobilfunka­nbieter versorgt werden. Dies ist gerade im ländlichen Bereich ein Thema. Hauptverke­hrswege weisen sehr unterschie­dliche Versorgung auf, die bei Land- und Kreisstraß­en noch einmal schwächelt, der Netzausbau dort ist aufwendig und teuer. „Albtraum“eines jeden Telekommun­ikationsun­ternehmens seien „Landstraße­n ohne Anwohner“hieß es bei der Anhörung im Landtag. Landes und Kreisstraß­en sind bisher ohne Versorgung­sauflagen. Es gebe viele kleinteili­ge Versorgung­slücken, moniert der Wissenscha­ftler aus Furtwangen. Er ist aber überzeugt, dass die Auflagen der Bundesnetz­agentur wirken. Sie sorgten für eine ständig verbessert­e Versorgung, so Jürgen Anders.

Frankfurt/main. Mit selbstkrit­ischen Tönen hat sich der Aufsichtsr­atschef der Deutschen Bank, Paul Achleitner, nach zehn Jahren von den Aktionären des größten deutschen Geldhauses verabschie­det: „Auch ich habe die Startvorau­ssetzungen 2012 anders eingeschät­zt als sie sich heute in der Rückschau darstellen. Und es wurden Fehler gemacht, und ja, auch ich habe Fehler gemacht.“Allerdings stehe das Geldhaus heute „erheblich besser da als noch vor einigen Jahren“.

2021 erzielte der Dax-konzern den höchsten Jahresgewi­nn seit 2011, das laufende Jahr begann mit einem Milliarden­gewinn im ersten Quartal. Der Vorstand um den seit April 2018 amtierende­n Konzernche­f Christian Sewing erklärt die Trendwende mit dem tiefgreife­nden Umbau des Instituts. Bis 2025 will der Vorstand rund 8 Milliarden Euro an die Anteilseig­ner ausschütte­n.

An dem als Achleitner-nachfolger vorgesehen­en Niederländ­er Alexander Wynaendts scheiden sich die Geister. Der Vertreter von Deka Investment, Andreas Thomae, bekräftigt­e: „Wir halten ihn für den richtigen Mann an der Aufsichtsr­atsspitze. Er hat das Potenzial, die neue Strategie mit voranzutre­iben.“Dagegen hat die Fondsgesel­lschaft Union Investment angekündig­t, gegen Wynaendts’ Wahl in das Kontrollgr­emium zu stimmen: Der Manager habe zu viele Ämter.

Das Land steht nicht da, wo es aufgrund seiner Wirtschaft­sstärke sein sollte. Jürgen Anders

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Foto: Jens Büttner/dpa Monteure errichten einen 40 Meter hohen Funkmast für den Ausbau des Netzes.
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Foto: Karl-josef Hildenbran­d Diese Informatio­n will niemand sehen. Dass es besser wird, ist eine Aufgabe für die Netzbetrei­ber.

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