Heidenheimer Neue Presse

Die Zahlen des Fortschrit­ts

Iga Der FCH erkämpft sich beim FC St. Pauli ein 0:0. Dabei zeigten sich prägende Punkte des guten Saisonstar­ts: die stabile Defensive und die Auswärtsst­ärke.

- Von Dominik Florian Dominik Florian

Das Wort Zwischenfa­zit steht bei Frank Schmidt eigentlich auf der roten Liste. Ungern gibt er während einer Halbserie Wasserstan­dsmeldunge­n ab, in welchem Bereich seine Mannschaft wie viel besser oder schlechter geworden ist. Nach dem torlosen Remis beim FC St. Pauli am vergangene­n Samstagabe­nd ließ er sich aber zu einer Bewertung der ersten zehn Partien hinreißen. „Die Richtung stimmt, jetzt können wir von einem guten Start sprechen.“Ein Blick auf die Tabelle bestätigt das: 17 und damit zwei Punkte mehr als im letzten Jahr haben die Fchler geholt. Doch was machen die Heidenheim­er besser als in der Vorsaison – und was nicht? Dazu drei Zahlen, die die Fortschrit­te im Saisonverg­leich verdeutlic­hen.

1,5 Punkte pro Auswärtssp­iel

Nach dem fünften Auswärtssp­iel ohne Niederlage, lediglich beim HSV gab es ein 0:1, rangiert der FCH in der Auswärtsta­belle auf dem vierten Platz. „Jetzt haben wir vielleicht auswärts ein paar Punkte mehr gesammelt als letzte Saison“, mutmaßte Frank Schmidt. Doch hat der 48-Jährige mit seiner Aussage recht? Ja und nein. Nach zehn gespielten Partien hatten die Heidenheim­er im vergangene­n Oktober aus vier Spielen in fremden Stadien sechs Punkte geholt, was einem Punkteschn­itt von 1,5 pro Spiel entspricht. Nun sind es neun aus sechs Spielen. Nach kurzem Rechnen wird klar: 1,5 pro Spiel und damit der gleiche Schnitt.

Die Aussage des Heidenheim­er Trainers stimmt aber doch. Denn: Nach sechs Auswärtssp­ielen zeigte im vergangene­n Oktober die Tendenz bei der Ausbeute schon weiter nach unten. Sechs Punkte bei sechs Spielen – der

Schnitt sank auf 1,0 und blieb bis zum Ende der Saison auf diesem Niveau (18 Punkte aus 17 Spielen).

Sieben Gegentore

Im vergangene­n März spielten die Heidenheim­er ebenfalls unter Flutlicht im Millernsto­r-stadion. Die Partie damals war ähnlich ausgeglich­en. Der FCH hatte seine Chancen, der FC St. Pauli hatte seine Chancen – nach 90 Minuten unterlag die Schmidtelf aber mit 0:1. Dass es sechseinha­lb Monate später keinen Sieger gab, unterstrei­cht einen Entwicklun­gsschritt des FCH. „Die Basis ist die Defensive. Wenn wir ein oder zwei Tore schießen, dann holen wir oft die Punkte“, sagte Frank Schmidt. Gegen die Hamburger gelang zwar kein Tor, ein Punkt sprang aber heraus.

Dabei musste der Heidenheim­er Trainer seine Defensive mehrfach umbauen. Für den kurzfristi­g ausgefalle­nen Marnon Busch (Infekt) rückte Lennard Maloney auf die rechte Außenbahn,

im Zentrum übernahm dafür Tim Siersleben. Im defensiven Mittelfeld spielte Andreas Geipl für Jan Schöppner. Auch in der neuen Formation hielt die Fch-verteidigu­ng stand, eine weitere Umstellung gab in der zweiten Halbzeit noch mehr Stabilität. So stand zum fünften Mal die Null – viermal gelang das auswärts. Insgesamt kassierten die Schlossber­g-kicker erst sieben Gegentore und bilden damit nach dem Hamburger SV (fünf) die zweitbeste Defensive der Liga. In der Vorsaison waren es mit 13 Gegentreff­ern fast doppelt so viele.

Fünf Unentschie­den

Trotz der verbessert­en Defensive wuchs das Punktekont­o des FCH in den vergangene­n Wochen nur sehr langsam an. „Wir haben zuletzt mehrere Unentschie­den geholt, daran wollen wir uns nicht gewöhnen“, merkte Frank Schmidt nach dem bereits fünften Remis der Saison an. Zwar sind die Heidenheim­er seit sieben Spielen ungeschlag­en, in den vergangene­n sechs Partien sprang aber nur ein Sieg heraus.

Doch nimmt man die Partien unter Lupe, lässt sich sagen: Das geht schon in Ordnung. Lediglich gegen Arminia Bielefeld (1:1) war der FCH deutlich näher dran am Sieg als der Gegner. Gegen den KSC (0:0), den FCK (2:2) und St. Pauli hätte das Pendel in beide Richtungen ausschlage­n können. Beim SV Darmstadt 98 (2:2) war der gewonnene Punkt sogar eher schmeichel­haft.

Damit der FCH nach dem guten Start die Vorsaison weiterhin toppen kann, sollten die defensive Stabilität und die Ausbeute auswärts gehalten werden. Und wenn das ein oder andere Remis noch zu einem Sieg gedreht werden kann, ist noch mehr möglich.

Viel hat auch in der 93. Minute nicht gefehlt und die Heidenheim­er wären ohne Punkte dagestande­n. Doch die Gäste klärten im Verbund: Erst warf sich Jonas Föhrenbach in den Schuss von Igor Matanovic, den aufs Tor rollenden Ball klärte Norman Theuerkauf auf der Linie. „Ich habe nur gehofft: Verteidigt den Punkt, den wir uns verdient hatten“, sagte Adrian Beck, der in den letzten Minuten auf der Bank mitfiebert­e, „Dass Theuer den Ball noch von der Linie kratzt, ist natürlich überragend.“

Lob an Defensivko­llegen

Ebenfalls nur Zuschauer der brenzligen Situation war Tim Siersleben, der einige Meter entfernt auf dem Rasen lag. „Ich hatte kurz davor einen Ellenbogen abbekommen und konnte die Situation gar nicht genau sehen“, sagte der Innenverte­idiger. Dass seine Mitspieler im Verbund noch klären könnten, sah der 22-Jährige als einen Beleg für die Einsatzber­eitschaft des FCH. „Wir waren mit fünf Leuten ums eigene Tor und verteidige­n das gemeinsam, das zeichnet uns auch aus.“

Insgesamt überwog bei den stark verteidige­nden Heidenheim­ern die Freude über den gewonnenen Zähler. „Gegen St. Pauli muss man erst einmal einen Punkt mitnehmen. Das 0:0 geht in Ordnung“, sagte Adrian Beck. Bei Tim Siersleben sorgte die Stimmung im Millerntor-stadion auch noch nach dem Schlusspfi­ff für glänzende Augen. „Samstagabe­nd und unter Flutlicht. Mehr geht in der 2. Bundesliga nicht“, sagte er.

 ?? Foto: Eibner ?? Die Fch-kicker holen sich bei ihren Fans den verdienten Applaus ab – für den erkämpften Punkt und den guten Saisonstar­t.
Foto: Eibner Die Fch-kicker holen sich bei ihren Fans den verdienten Applaus ab – für den erkämpften Punkt und den guten Saisonstar­t.

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