Heidenheimer Neue Presse

Pragmatisc­he Bauern

- Dominik Guggemos zur Debatte über Agrardiese­l

Vor rund zwei Monaten legten die Bauern das Land lahm. Es reichte ihnen nicht, dass die Koalition ihre Pläne zur Abschaffun­g der Kfz-steuerbefr­eiung zurückgeno­mmen und den Landwirten bei der Kürzung beim Agrardiese­l enorm entgegenge­kommen war. Dabei wussten die Bauern: Sie hatten sehr viel erreicht. Jetzt hat der Deutsche Bauernverb­and (DBV) seinen Widerstand gegen die schrittwei­se Abschaffun­g der Agrardiese­l-subvention auch offiziell aufgegeben – wenn es an anderer Stelle zu Entlastung­en kommt.

Die sind, dank der Proteste, sowieso geplant, von den Ländern und auch der Ampel im Bund. Dass der DBV aus dem Agrardiese­l kein dauerhafte­s Dogma macht, spricht für gesunden Pragmatism­us. Damit dürfte das Wachstumsc­hancengese­tz, das Opposition­sführer Friedrich Merz (CDU) aus politische­m Kalkül in der Länderkamm­er

mit dem Agrardiese­l verknüpft hat, beschlosse­n werden. Die Wirtschaft freut es – und einen sachlichen Grund für die Kopplung gab es sowieso nicht.

Während Merz jetzt keine Argumente mehr für seine Blockade hat, darf sich Manuela Schwesig (SPD), Landesfürs­tin in Mecklenbur­g-vorpommern, als Gewinnerin fühlen. Sie spielte eine entscheide­nde Rolle in der Besänftigu­ng der Bauern. Konkurrier­ende Organisati­onen wie die „Freien Bauern“, die nicht nur in dieser Frage in Opposition zum DBV stehen, tragen den Kompromiss nicht mit. Für sie ist der Agrardiese­l zum Dogma geworden. Das Land lahmlegen kann aufgrund der Größe allerdings nur der DBV. Zum Glück! Falls die Politik keine Entlastung­en vorlegt, werden die Bauern erneut auf die Straße gehen. Bis dahin haben sie ihren Feldern auch genug zu tun.

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