Wohnungsverlust verhindern
Die Caritas kümmert sich um Menschen ohne Dach über dem Kopf. Aber sie ist auch darum bemüht, zu vermeiden, dass Menschen in diese Situation kommen.
Steigende Lebenshaltungskosten, hohe Energiepreise, Unkenntnis darüber, wo und wie man Hilfe finden kann, Überschuldung, steigende Mieten und zu geringe Einkommen: Immer mehr Menschen sind davon bedroht, ihre Wohnung zu verlieren. Damit das nicht passiert, und um Menschen, die in konkreter Not sind, Hilfe dabei anzubieten, den Wohnungsverlust zu vermeiden, gibt es die Fachstelle Wohnungssicherung der Caritas Ostwürttemberg. Deren Arbeit stellte Wolfgang Lohner, Leiter des Caritas-dienstes Wohnungslosenhilfe dem Bildungsund Sozialausschuss des Kreistags vor.
Ziel der Fachstelle ist es, Wohnungslosigkeit im Landkreis Heidenheim zu vermeiden. Deshalb bemühen sich die Mitarbeiter im Ernstfall um die Stabilisierung des Mieters und der Mietzahlungen, sie unterstützen bei der Wohnungssuche, versuchen, zwischen Vermietern und Mietern zu vermitteln und unterstützen Menschen, die von der Wohnungskündigung bedroht sind, auf alle möglichen Arten. Dass tatsächlich ein großer Bedarf daran besteht, wird daran ersichtlich, dass allein im vergangenen Jahr 60 Männer und 70 Frauen bei der Beratungsstelle Hilfe suchten. Der Großteil mit 83 kam aus der Stadt Heidenheim, 16 der Hilfesuchenden aus Giengen und neun aus Herbrechtingen. Doch auch in den Gemeinden des Landkreises ist die Fachstelle aktiv.
Viele Kinder sind betroffen
Wie Lohner erläuterte, waren 59 der Hilfesuchenden alleinstehend, zudem gab es 25 Paare mit Kind, 24 Alleinerziehende, 14 Paare ohne Kind und acht Mehrpersonenhaushalte, die die Hilfe in Anspruch nahmen. Insgesamt seien 121 Kinder betroffen gewesen. „Daran wird ersichtlich, dass das Problem nicht nur Erwachsene, sondern auch viele Kinder betrifft“, so Lohner. Doch nicht alle diese Menschen, die vom Verlust ihrer Wohnung bedroht waren, sind ohne Arbeit. 24 Personen etwa beziehen Lohn, 21 erhalten Aufstockungsleistungen, weil ihr
Verdienst nicht ausreicht. Der Großteil der Betroffenen (30) bezog Hartz VI, 21 hatten kein Einkommen. „Ein Problem, das uns im vergangenen Jahr häufig beschäftigt hat, ist, dass es teils sehr lange dauert, bis Betroffene Geld vom Jobcenter bekommen, weil die Bearbeitungszeiten sehr lang sind. Ist das der Fall, sind natürlich auch die Mietzahlungen in Gefahr“, erklärte der Leiter der Wohnungslosenhilfe. Dann käme es sehr schnell zu Kündigungen.
Die Schwierigkeiten, die zum drohenden Wohnungsverlust führen, sind vielfältig. Mietschulden zählen Lohner zufolge ebenso dazu wie die Kündigung des Mietvertrags, Räumungsklagen und Energieschulden spielten oftmals auch in Kombination eine Rolle. In 68 Fällen habe die Fachstelle dazu beitragen können, Lösungen bei Mietschulden zu finden, dadurch konnten 37 Betroffene ihre Wohnung behalten, 21 zogen in eine neue Wohnung um. Läuft erst einmal eine Räumung, wird es besonders schwierig, den Menschen zu helfen, doch auch hier versucht
die Caritas, zu unterstützen und die Betroffenen irgendwie unterzubringen. „Alles in allem haben wir unser Ziel erreicht und vielen Menschen dabei geholfen, wieder eine Wohnung zu finden oder diese gar nicht erst zu verlieren“, bilanzierte Lohner.
Immer mehr obdachlose Frauen
Doch ganz ungeachtet dieser Erfolge gibt es auch in Stadt und Kreis Heidenheim Menschen, die wohnungslos sind. Um diese bemüht sich die Wohnungslosenhilfe, die ebenfalls bei der Caritas angesiedelt ist. Auch hier gibt es Lohner zufolge einen Trend nach oben, weil immer mehr Menschen von der Obdachlosigkeit betroffen sind. Allein im vergangenen Jahr hätten 77 Personen die Fachberatung in Anspruch genommen, 32 Prozent davon waren Frauen. „Auch der Anteil der weiblichen Wohnungslosen nimmt stark zu“, so der Lohner.
Für die Wohnungslosen bietet die Caritas unterschiedliche Hilfsmöglichkeiten an, ein wichtiger Baustein ist dabei die sogenannte
Überlebenshilfe. In der Übernachtungsstätte in Heidenheim, die über 16 Betten verfügt, habe man 2023 insgesamt 2892 Übernachtungen registriert, 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Außerdem seien 7866 Tagessätze an Sozialhilfe ausbezahlt worden, bei Wohnungslosen übernimmt die Caritas dies im Auftrag des Jobcenters. Bei der Wohnungslosenhilfe haben Betroffene auch Dusch- und Waschmöglichkeiten, könnten einen Wäscheservice in Anspruch nehmen. Darüber hinaus gebe es neben vielem weiterem auch Essensangebote.
Generell sei festzustellen, so Lohner, dass die Betroffenen immer jünger würden: „Bei der Weihnachtsfeier an Heiligabend 2023 waren mehr als die Hälfte der Anwesenden jünger als 30 Jahre.“Der Anteil der Frauen steige kontinuierlich, außerdem stammten immer mehr der Betroffenen aus der Region.
Natürlich ist die Wohnungslosenhilfe auch bestrebt, Wohnungslose wieder in die Gesellschaft zu integrieren. So waren etwa die „Aufnahmehäuser“, in denen Wohnmöglichkeit bis zu zwölf Monaten besteht, und die über zehn Plätze verfügen, im vergangenen Jahr zu 88 Prozent ausgelastet. Zudem gibt es Angebote im ambulanten betreuten Wohnen mit 15 Plätzen und betreutes Wohnen. „Ein großes Problem derzeit ist die Wohnungsmarktlage, dass es immer mehr Menschen und immer weniger sozialen Wohnraum gibt“, so Lohner.