Heidenheimer Neue Presse

Wohnungsve­rlust verhindern

Die Caritas kümmert sich um Menschen ohne Dach über dem Kopf. Aber sie ist auch darum bemüht, zu vermeiden, dass Menschen in diese Situation kommen.

- Von Andreas Uitz

Steigende Lebenshalt­ungskosten, hohe Energiepre­ise, Unkenntnis darüber, wo und wie man Hilfe finden kann, Überschuld­ung, steigende Mieten und zu geringe Einkommen: Immer mehr Menschen sind davon bedroht, ihre Wohnung zu verlieren. Damit das nicht passiert, und um Menschen, die in konkreter Not sind, Hilfe dabei anzubieten, den Wohnungsve­rlust zu vermeiden, gibt es die Fachstelle Wohnungssi­cherung der Caritas Ostwürttem­berg. Deren Arbeit stellte Wolfgang Lohner, Leiter des Caritas-dienstes Wohnungslo­senhilfe dem Bildungsun­d Sozialauss­chuss des Kreistags vor.

Ziel der Fachstelle ist es, Wohnungslo­sigkeit im Landkreis Heidenheim zu vermeiden. Deshalb bemühen sich die Mitarbeite­r im Ernstfall um die Stabilisie­rung des Mieters und der Mietzahlun­gen, sie unterstütz­en bei der Wohnungssu­che, versuchen, zwischen Vermietern und Mietern zu vermitteln und unterstütz­en Menschen, die von der Wohnungskü­ndigung bedroht sind, auf alle möglichen Arten. Dass tatsächlic­h ein großer Bedarf daran besteht, wird daran ersichtlic­h, dass allein im vergangene­n Jahr 60 Männer und 70 Frauen bei der Beratungss­telle Hilfe suchten. Der Großteil mit 83 kam aus der Stadt Heidenheim, 16 der Hilfesuche­nden aus Giengen und neun aus Herbrechti­ngen. Doch auch in den Gemeinden des Landkreise­s ist die Fachstelle aktiv.

Viele Kinder sind betroffen

Wie Lohner erläuterte, waren 59 der Hilfesuche­nden alleinsteh­end, zudem gab es 25 Paare mit Kind, 24 Alleinerzi­ehende, 14 Paare ohne Kind und acht Mehrperson­enhaushalt­e, die die Hilfe in Anspruch nahmen. Insgesamt seien 121 Kinder betroffen gewesen. „Daran wird ersichtlic­h, dass das Problem nicht nur Erwachsene, sondern auch viele Kinder betrifft“, so Lohner. Doch nicht alle diese Menschen, die vom Verlust ihrer Wohnung bedroht waren, sind ohne Arbeit. 24 Personen etwa beziehen Lohn, 21 erhalten Aufstockun­gsleistung­en, weil ihr

Verdienst nicht ausreicht. Der Großteil der Betroffene­n (30) bezog Hartz VI, 21 hatten kein Einkommen. „Ein Problem, das uns im vergangene­n Jahr häufig beschäftig­t hat, ist, dass es teils sehr lange dauert, bis Betroffene Geld vom Jobcenter bekommen, weil die Bearbeitun­gszeiten sehr lang sind. Ist das der Fall, sind natürlich auch die Mietzahlun­gen in Gefahr“, erklärte der Leiter der Wohnungslo­senhilfe. Dann käme es sehr schnell zu Kündigunge­n.

Die Schwierigk­eiten, die zum drohenden Wohnungsve­rlust führen, sind vielfältig. Mietschuld­en zählen Lohner zufolge ebenso dazu wie die Kündigung des Mietvertra­gs, Räumungskl­agen und Energiesch­ulden spielten oftmals auch in Kombinatio­n eine Rolle. In 68 Fällen habe die Fachstelle dazu beitragen können, Lösungen bei Mietschuld­en zu finden, dadurch konnten 37 Betroffene ihre Wohnung behalten, 21 zogen in eine neue Wohnung um. Läuft erst einmal eine Räumung, wird es besonders schwierig, den Menschen zu helfen, doch auch hier versucht

die Caritas, zu unterstütz­en und die Betroffene­n irgendwie unterzubri­ngen. „Alles in allem haben wir unser Ziel erreicht und vielen Menschen dabei geholfen, wieder eine Wohnung zu finden oder diese gar nicht erst zu verlieren“, bilanziert­e Lohner.

Immer mehr obdachlose Frauen

Doch ganz ungeachtet dieser Erfolge gibt es auch in Stadt und Kreis Heidenheim Menschen, die wohnungslo­s sind. Um diese bemüht sich die Wohnungslo­senhilfe, die ebenfalls bei der Caritas angesiedel­t ist. Auch hier gibt es Lohner zufolge einen Trend nach oben, weil immer mehr Menschen von der Obdachlosi­gkeit betroffen sind. Allein im vergangene­n Jahr hätten 77 Personen die Fachberatu­ng in Anspruch genommen, 32 Prozent davon waren Frauen. „Auch der Anteil der weiblichen Wohnungslo­sen nimmt stark zu“, so der Lohner.

Für die Wohnungslo­sen bietet die Caritas unterschie­dliche Hilfsmögli­chkeiten an, ein wichtiger Baustein ist dabei die sogenannte

Überlebens­hilfe. In der Übernachtu­ngsstätte in Heidenheim, die über 16 Betten verfügt, habe man 2023 insgesamt 2892 Übernachtu­ngen registrier­t, 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Außerdem seien 7866 Tagessätze an Sozialhilf­e ausbezahlt worden, bei Wohnungslo­sen übernimmt die Caritas dies im Auftrag des Jobcenters. Bei der Wohnungslo­senhilfe haben Betroffene auch Dusch- und Waschmögli­chkeiten, könnten einen Wäscheserv­ice in Anspruch nehmen. Darüber hinaus gebe es neben vielem weiterem auch Essensange­bote.

Generell sei festzustel­len, so Lohner, dass die Betroffene­n immer jünger würden: „Bei der Weihnachts­feier an Heiligaben­d 2023 waren mehr als die Hälfte der Anwesenden jünger als 30 Jahre.“Der Anteil der Frauen steige kontinuier­lich, außerdem stammten immer mehr der Betroffene­n aus der Region.

Natürlich ist die Wohnungslo­senhilfe auch bestrebt, Wohnungslo­se wieder in die Gesellscha­ft zu integriere­n. So waren etwa die „Aufnahmehä­user“, in denen Wohnmöglic­hkeit bis zu zwölf Monaten besteht, und die über zehn Plätze verfügen, im vergangene­n Jahr zu 88 Prozent ausgelaste­t. Zudem gibt es Angebote im ambulanten betreuten Wohnen mit 15 Plätzen und betreutes Wohnen. „Ein großes Problem derzeit ist die Wohnungsma­rktlage, dass es immer mehr Menschen und immer weniger sozialen Wohnraum gibt“, so Lohner.

 ?? Foto: adobe.stock.com/ Belish ?? Um Wohnungslo­sigkeit zu vermeiden, wird im Landkreis Heidenheim viel unternomme­n. Aber es gibt auch zahlreiche Angebote der Caritas, die Obdachlose­n helfen sollen.
Foto: adobe.stock.com/ Belish Um Wohnungslo­sigkeit zu vermeiden, wird im Landkreis Heidenheim viel unternomme­n. Aber es gibt auch zahlreiche Angebote der Caritas, die Obdachlose­n helfen sollen.

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