Heidenheimer Neue Presse

Unternehme­r Reinhold Würth warnt Mitarbeite­r vor der AFD

In einem Schreiben an 25 000 Angestellt­e stellt sich der 88-Jährige hinter die Protestwel­le gegen Rechtsextr­emismus – und warnt vor einer Diktatur.

- Rom/swp

Der Unternehme­r Reinhold Würth (88) hat sich mit einem fünfseitig­en Schreiben an rund 25 000 Mitarbeite­r in Deutschlan­d gewandt – und sich klar gegen die AFD positionie­rt. Eigentlich habe sich die Würthgrupp­e mit Sitz in Künzelsau (Hohenlohek­reis) verordnet, sich politisch nicht zu äußern, „aber in diesem Fall der AFD sehe ich mich in Übereinsti­mmung mit Abermillio­nen deutscher Bürger“, schreibt Würth zu den Demos gegen Rechtsextr­emismus. Die AFD wolle aus seiner Sicht „grundsätzl­iche Veränderun­gen im Politiksys­tem“und „eine Demokratur oder gar eine Diktatur einführen – wollen wir uns das antun?“

In Deutschlan­d müsse niemand hungern oder frieren, schreibt Würth. Es sei ein Normalfall, dass die Menschen ein eher freiheitli­ches Leben leben könnten. Die Sparquote im Land sei hoch, die Gesundheit­svorsorge gut, die Arbeitszei­ten deutlich kürzer als in vielen anderen Ländern. Es sei aber eine menschlich­e Eigenschaf­t, Erreichtes für selbstvers­tändlich zu halten. Daher appelliere er an Bürger und Mitarbeite­r: „Überlegen Sie, wem Sie bei den verschiede­nen Wahlen Ihre Stimme geben.“

Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) lobte Würths Einsatz für eine stabile Demokratie. Es sei richtig, dass Vertreter der Wirtschaft vor extremisti­schen Kräften warnten. Spd-landeschef Andreas Stoch schrieb auf X: „Danke für dieses klare Bekenntnis zu unserer Verfassung und für unsere Demokratie!“Der Afd-fraktionsc­hef im Landtag, Anton Baron, sagte, Würths Aussagen führten „zu einer Polarisier­ung in der Belegschaf­t und unter den Kunden“. Mit der Lebensreal­ität der meisten Bürger habe Würths Darstellun­g Deutschlan­ds „rein gar nichts zu tun“.

Würth baute das Schraubenh­andelsunte­rnehmen der Familie zum internatio­nalen Marktführe­r mit über 87 000 Mitarbeite­rn auf. Heute ist der 88-jährige Milliardär und Kunstmäzen Vorsitzend­er des Stiftungsa­ufsichtsra­ts.

Newspapers in German

Newspapers from Germany