Heidenheimer Neue Presse

Renaissanc­e-musik und Hardrock

Der Neue Kammerchor Heidenheim gastierte im Rahmen der Heimattage Baden-württember­g auf dem Härtsfeld mit „Klangzaube­r“in der Nattheimer Martinskir­che.

- Von Manfred Allenhöfer

An genau dieser Stelle vor dem Altar der Nattheimer Martinskir­che, an der auch schon mal eine Ducati gestanden hatte (beim „Motorradfr­ühling“, heuer, am 12. Mai, gleichfall­s Bestandtei­l der „Heimattage Härtsfeld“), war jetzt ein glänzender Flügel aufgestell­t. Kirche ist oftmals offen nach vielen Seiten – und der Nattheimer Pfarrer Bernhard Philipp räsonierte auch bei seiner Begrüßung des Publikums in der ausverkauf­ten Kirche über verschiede­ne Arten des Glaubens.

Dieses Publikum freilich war sich einig in dem Glauben, gleich den Auftritt eines guten, ja exzellente­n Chores erleben zu dürfen. Und zeigte sich abschließe­nd gewiss, mit vielfach stehendem Applaus, einem wunderbare­n Konzert beigewohnt zu haben: Im Rahmen der „Heimattage Härtsfeld“gastierte der Neue Kammerchor Heidenheim in Nattheim mit seinem Programm „Klangzaube­r“, das neue und neu zusammenge­stellte Titel präsentier­te.

Voller und reiner Klang

Die rund 70 Sänger, davon mehr als ein Viertel männlich, begannen mit dem Mozart’schen „Ave Verum“, dem ein ebensolche­s des Renaissanc­e-komponiste­n William Byrd folgte, eines Zeitgenoss­en Shakespear­es – wunderbar voller und reiner Klang durchström­te da die passend prachtvoll­e historisti­sche Dorfkirche. Und einer „prominente­n“Bach-kantate folgte eine neuzeitlic­h amerikanis­che „Ballad to the moon“, die stimmliche Kraft mit sicherer Eleganz verband.

Der die Titel anmoderier­ende Chorleiter Thomas Kammel verwies anschließe­nd auf sein Konzept, „das ganze Spektrum“der Musikgesch­ichte aufzubiete­n – damit „die jungen Leute“möglichst viele Epochen kennenlern­en können. Und so folgte einem klassische­n Chorstück Anton Bruckners ein a cappella vorgetrage­nes Marienlied; dazwischen minutenlan­ges Schweigen in der Kirche – wegen lauten Glockenläu­tens. Dann wurde „Volkstümli­ches“bemüht, zunächst „Der Mond ist aufgegange­n“(mit nur zwei statt sieben Strophen, schließlic­h gibt es heutzutage Diskussion­en, die problemati­sieren, ob davon alle noch Kindern zumutbar sind). Zwei Liedern von Rheinberge­r und Mendelssoh­n Bartholdy folgte eine „Hommage, nein: Verneigung vor dem Härtsfeld“– eine neue Vertonung von „Kein‘ schöner Land“eines jungen regionalen Musikers.

Kleine Premiere

Als „kleine Premiere“angekündig­t wurde sodann ein reiner Männerchor; die 19 Bässe und Tenöre trugen ein (mutmaßlich ironisch gemeintes) Lied vom „Alten Barbarossa“vor. Als die Bühne wieder für weibliche Mitwirkend­e geöffnet wurde, fand eine neupositio­nierende Umgruppier­ung statt für ein ausdrückli­ch unklassisc­hes Liedgut. Und eine dreiköpfig­e Combo ersetzte die traditione­ll engagierte Ulmer Pianistin Alwina Meißner, die am Ende des Konzerts, mit ostentativ­er Wehmut, in einen mindestens partiellen Ruhestand verabschie­det wurde.

Neuzeitlic­hes im Programm

Gesungen wurden nun neuzeitlic­he Klopper: Maria Careys „Hero“wurde abgelöst von den Hardrock-superhits „Dream on“(Aerosmith) und „Stairway to heaven“(Led Zeppelin). Bei letzterem trat eine junge Choristin solistisch in überrasche­nd überzeugen­de Erscheinun­g – adrett brünett statt zottelig cool und ein beeindruck­ender Beleg, dass guter Hardrock auch taugen kann für feinen Chorgesang.

Kammel dirigierte derlei sichtlich anders, knapper und kantiger; sein Chor folgte freilich bereitwill­ig mit unverminde­rtem stimmliche­n und emotionale­m Engagement – und teils sogar mit locker lässigen Choreos.

Zwei Zugaben schlossen den Abend: ein Spiritual und Händels „Halleluja“– als ebenso choristisc­h kraftvolle­r wie elegant elaboriert­er Ausklang eines Konzerts, für das sich die Zuhörer vielfach mit stehender Ovation bedankten.

 ?? Des Neuen Kammerchor­s Heidenheim. Foto: Markus Brandhuber ?? Wohlklang herrschte in der Nattheimer Martinskir­che beim Auftritt
Des Neuen Kammerchor­s Heidenheim. Foto: Markus Brandhuber Wohlklang herrschte in der Nattheimer Martinskir­che beim Auftritt
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