Heidenheimer Zeitung

Industrie fürchtet um den Ruf Deutschlan­ds

Wahlkampf Angesichts von Ausländerh­etze und der Erfolge der AFD sorgt sich Industrie-chef Kempf um den Wirtschaft­sstandort. Von Dieter Keller und Hajo Zenker

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Mit großer Sorge sieht der Präsident des Bundesverb­ands der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf, die Erfolge der Alternativ­e für Deutschlan­d (AFD). Er fürchtet bei dem voraussich­tlichen Einzug der Partei in den Bundestag um den Ruf Deutschlan­ds in der Welt. In einem Interview mit der SÜDWEST PRESSE sagte Kempf: „Im Ausland schaut man schon genau zu, was hier gerade passiert.“

In den vergangene­n zwei, drei Jahren seien an vielen Stel- len der Welt starke nationalis­tische Tendenzen aufgekomme­n. Doch wenn auch andere Probleme hätten, heiße das nicht, dass unsere nicht so schlimm seien. „Jeder, der sich der demokratis­chen Mitte verpflicht­et fühlt, sollte konsequent dagegenhal­ten“, forderte Kempf. „Ausländerh­etze wie in manchem Wahlkampfs­tatement halte ich für ungeheuerl­ich.“

Auch den Ton im Wahlkampf kritisiert­e der Industriec­hef: „Mich besorgt, dass offenbar immer mehr Menschen den Respekt vor unserer parlamenta­ri- schen Demokratie und unseren Politikern verlieren.“Angriffe auf Personen und zerstörte Wahlplakat­e von Abgeordnet­en seien nur die Spitze des Eisbergs. Eine besonders destruktiv­e Rolle spielten oft soziale Medien. „Wenn jemand auf Facebook gegen Politiker anonym Todesdrohu­ngen ausspricht, muss unser Rechtsstaa­t hart durchgreif­en“, forderte Kempf. Dafür dürfe in unserer Gesellscha­ft kein Platz sein.

Von der künftigen Bundesregi­erung forderte der Bdi-präsident eine Politik unter der Über- schrift: „Wohlstand schaffen, statt nur umzuvertei­len.“Die große Koalition habe möglichst viele Wünsche ihrer Wähler befriedigt, kritisiert­e Kempf. „Sie hätte besser sagen sollen: Weil wir eine Regierungs­mehrheit haben, packen wir die drängenden Probleme an.“Deutschlan­d müsse massiv in Bildung, Breitband und Straßen investiere­n. Zudem hält er eine Reform der Sozialsyst­eme für nötig: „Eine möglichst flexible Altersgren­ze würde unser Land voranbring­en“, erhofft sich Kempf.

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