Heidenheimer Zeitung

Mit E-mobilität zu mehr Lebensqual­ität

Energiewen­detag Veranstalt­ungsreihe in Heidenheim holt Zukunftsth­emen in die Gegenwart.

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Die Energiewen­de ist politisch gewollt, der Diesel-skandal befeuert zusätzlich im Straßenver­kehr den Wandel zur E-mobilität und trotzdem: Für den in Heidenheim von Wolfgang Eber geführten Verein Solar Mobil könnte mehr Schwung in der Sache sein.

Zusammen mit der Landkreisv­erwaltung, der örtlichen Architekte­nkammer, der VHS und dem Runden Tisch Energie beteiligte sich der Verein über das Wochenende am Energiewen­detag des Landes – auch um manches vorschnell­e Urteil gegen diese korrigiere­n zu können.

Der Landtagsab­geordnete der Grünen, Martin Grath, hatte am Freitagabe­nd den Veranstalt­ungsreigen eröffnet, am Samstag konnte man vor dem Rathaus in Augenschei­n nehmen und sich von Profis erläutern lassen, was derzeit Stand der Technik in der E-mobilität ist. Einer der Referenten, Manfred Schmid, Geschäftsf­ührer des Instituts Stadt, Mobilität, Energie (ISME), wusste auch, auf welchem Stand sie nicht ist. Er war mit einem Miet-e-mobil angereist. „Wo ist eine Ladestatio­n für meine Karte“, war seine erste Frage. 48 Ladesystem­e gibt es derzeit in Deutschlan­d. „In den Niederland­en eins!“Trotz des Wirrwarrs: An seiner Überzeugun­g ließ Schmid keinen Zweifel. „E-mobilität ist toll. Das ist nicht nur Verzicht.“Und: E-mobilität führe in den Städten zu mehr Lebensqual­ität.

Bedarfsger­echtes Netz

Spezialitä­t des von der Uni Stuttgart abgespalte­nen und nun privatwirt­schaftlich­en Instituts ISME ist die Beratung von Kommunen beim Aufbau eines bedarfsger­echten Netzes von E-mobilitäts­punkten an öffentlich­en Plätzen, damit E-fahrzeuge nachladen können. Dieses Konzept fußt zudem auf dem Ansatz, Verkehr zu vermeiden und für die Stadt wieder freie Flächen zu schaffen. „Kfz mit Verbrennun­gsmotoren eins zu eins durch E-mobile zu ersetzen, ist nicht der Weg.“ISME plant deswegen mit SharingVer­fahren von E-mobilen und auch Pedelecs. Wenn ein E-mobil mehrfach genutzt wird, dann, so Schmid, wird auch jenseits der ökologisch­en Vorteile schneller die jährliche Kilometerl­eistung erreicht, ab der das E-mobil auch betriebswi­rtschaftli­ch günstiger fährt. Für Göppingen und Schwäbisch Gmünd hat ISME für einzelne Wohngebiet­e E-mobilitäts­konzepte erstellt. Um die Anlieger dafür gewinnen zu können, setzt man auf Lock-, aber auch auf Druckmitte­l. Laut Schmid lässt die Landesbauo­rdnung örtliche Satzungen zu, nach denen weniger als ein Stellplatz pro Wohneinhei­t nachgewies­en werden muss, wenn es ausreichen­d Öpnv-verbindung­en oder eben E-mobilität gibt. Das für den Parkplatzb­au gesparten Geld könnte in den Aufbau eines Car-sharingNet­zes investiert werden. ISME lässt auf der anderen Seite den Pkw-fahrer nicht allein, der es mal mit Strom probieren will. Es gibt umfassende Beratung und Einweisung. Schmid kann sich auch gut vorstellen, dass ein E-mobil nicht nur von verschiede­nen Privatleut­en gefahren wird, sondern auch Teil einer Firmenflot­te ist. Das E-mobil, mit dem man zum Arbeitspla­tz gefahren ist, wird dort tagsüber als Dienstfahr­zeug weiterverw­endet und steht abends wieder für Heimfahrte­n zur Verfügung. Gleiches könne für Pedelecs gelten. „Die E-mobilität ist der Katalysato­r für solche Entwicklun­gen.“Dem komme auch die Grundhaltu­ng der jungen Menschen heute entgegen, die im Auto kein Statussymb­ol mehr sehen und gerne auf ein eigenes Fahrzeug verzichten. „Das wird eine städtebaul­iche Chance.“

Für ländlichen Raum noch Utopie

Bewusst war sich der Wirtschaft­singenieur und Umweltplan­er, dass die Umstellung im ländlichen Bereich nur verzögert erfolgen könne. „Das ist dort noch eine Utopie.“Die Versuche mit Car-to-go-systemen, wo auf im Zentrum geparkte Pkw beliebig zugegriffe­n werden kann, hätten gezeigt, dass sie erst in Ballungsze­ntren mit über 500 000 Einwohnern funktionie­rten. „Es ist noch ein junger Markt, aber er wird wachsen“, war sich Manfred Schmid sichert. Günter Trittner

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Foto: Archiv/bozler
Miet-pedelecs sind Teil moderner Strategien zum Ausbau der E-mobilität in den Städten. Foto: Archiv/bozler

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