Globaler Ansatz
Ungleichheit hat verschiedene Ursachen und vielfältige Ausprägungen. Das macht die Debatte über die Folgen einer wachsenden Spaltung in unserer Welt so kompliziert. Was meinen wir, wenn wir von Ungleichheit sprechen? Die Ungleichheit innerhalb eines Nationalstaats oder die Ungleichheit zwischen Staaten? Die Ungleichheit der Einkommen und Vermögen oder die der Bildungschancen und Gesundheitsrisiken? Ungleichheit muss heute global gedacht werden, sagt die Soziologin Anja Weiß und weist auf den Mangel an theoretischen Konzepten einer globalen Ungleichheit hin. Empirische Befunde aber gibt es sehr wohl. Und diese stellen zum Beispiel fest, dass sich selbst in reichen Ländern, deren Gesellschaften für ein Mindestmaß an Umverteilung sorgen, die Kluft zwischen jenen, die von offenen Grenzen profitieren, und jenen, die auf den Schutz des nationalen Wohlfahrtsstaats angewiesen sind, vertieft. Die Autorin plädiert deshalb dafür, „die Welt als Ensemble ganz verschiedener Kontexte“anzusehen. Diese Kontexte können einzelne Staaten sein, globale Städte oder abgehängte Provinzen, berufliche oder private Netzwerke, Unternehmen oder Organisationen. Alle Kontexte können Ungleichheit erzeugen. Ungleichheit, sagt Anja Weiß, entsteht in und zwischen den Welten, so wie die Menschen in diesen globalen Zeiten auch in mehreren Welten oder zwischen diesen leben. Gunther Hartwig