Heidenheimer Zeitung

„Wir wollen keine Klischees“

Fernsehen Der neue „Tatort“-kommissar Hans-jochen Wagner spricht im Interview über sein Debüt als Ermittler im Schwarzwal­d, die Absage von Harald Schmidt und eine Rolle als Leiche im Kofferraum. Von Cornelia Wystrichow­ski

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Ein neues Ermittlerp­aar tritt seinen Dienst im „Tatort“an: Hans-jochen Wagner und Eva Löbau ermitteln im Schwarzwal­d. In der Folge „Tatort: Goldbach“am Sonntag lösen sie als Ermittlert­eam Friedemann Berg und Franziska Tobler ihren ersten Fall. In dem Film wird in einem Dorf ein Kind erschossen, ein anderes verschwind­et spurlos. Eigentlich hatte Harald Schmidt den Kommissari­ats-chef spielen sollen, war vor Drehbeginn aber überrasche­nd abgesprung­en. Herr Wagner, Sie ermitteln als Kommissar im neuen Schwarzwal­d-„tatort“. Empfinden Sie das als einen Ritterschl­ag? Hans-jochen Wagner:

Ich würde nicht sagen, dass der „Tatort“an sich ein Ritterschl­ag ist, denn es ist heute kein Alleinstel­lungsmerkm­al mehr, „Tatort“-kommissar zu sein. Es ist ja auch nicht so, dass man dadurch Multimilli­onär wird und ansonsten die Beine hochlegen kann (lacht). Aber ich freue mich, dass ich zu den sehr speziellen Schwarzwal­d-krimis, wie sie geplant sind, passe. Es ist eine schöne Anerkennun­g für mich, dass man mir zutraut, interessan­t genug zu sein.

Was genau wird an den neuen Krimis speziell?

Ein Krimi, bei dem keine Stadt, sondern ein Wald im Zentrum steht – das ist etwas Besonderes. So etwas wie den Schwarzwal­d-„tatort“gibt es nur ganz selten. Der Typus Mensch, der viel Platz um sich herum hat und der Natur ausgesetzt ist, unterschei­det sich von jemandem, der sich in der Großstadt bewegt.

Sie spielen einen Badener, sind selber aber Schwabe. Sie sind in Tübingen aufgewachs­en, nur einen Katzenspru­ng vom Schwarzwal­d entfernt. Was mögen Sie an der Region?

Es ist eine Gegend, aus der immer wieder innovative Impulse ka- men, außerdem haben Baden und Württember­g eine lange Tradition von Revolution. Die Menschen sind eigenbrötl­erisch, aber sie haben das Herz am rechten Fleck. Sie haben markante Eigenheite­n und es gibt ein großes Konfliktpo­tential zwischen Württember­g und Baden. Ich selber bin ja Schwabe und kein Badener und kenne das bestens.

Harald Schmidt, der ebenfalls Schwabe ist, hätte im Schwarzwal­d-„tatort“eigentlich Ihren Vorgesetzt­en spielen sollen. Er hat dann aber abgesagt. Bedauern Sie das?

Ich habe ihn erst bei der Pressekonf­erenz zum „Tatort“kennengele­rnt und fand ihn da sehr sympathisc­h. Aber ich habe noch nie mit ihm gearbeitet und weiß deshalb nicht, ob es ein Vor- oder Nachteil gewesen wäre. Es wäre sicherlich interessan­t gewesen. Er hätte viel Aufmerksam­keit auf sich gezogen und Ihnen und Ihrer Kollegin Eva Löbau weggenomme­n … Dafür hätte er aber gar nichts gekonnt, das wären ja die Zuschauer gewesen, die das gemacht hätten. Ich habe ihn bei der Pressekonf­erenz als sehr kollegial erlebt und hatte nicht den Eindruck, dass er eine Rampensau ist, sondern dass er großen Respekt vor der Schauspiel­kunst hat.

Sie haben bemängelt, dass das Fernsehen Ihrer Meinung nach seinem Bildungsau­ftrag zu selten gerecht wird. Müssen die Zuschauer befürchten, dass im Schwarzwal­d-„tatort“ständig der pädagogisc­he Zeigefinge­r erhoben wird?

Nein, ein gut gemachter Film ist ja auch Bildung, ohne dass da ständig pädagogisc­he Informatio­nen reingepack­t werden. Natürlich muss Fernsehen auch unterhalte­n. Aber ich finde schon, dass der Anspruch an den „Tatort“insgesamt hoch sein muss. Es ist ein Format, bei dem man auch experiment­ieren kann, und wir wollen zwar niemanden verstören, aber wir wollen das machen, was uns interessie­rt, und hoffen, dass das beim Publikum gut ankommt.

Sind Sie selber ein „Tatort“-fan? Welches sind Ihre Lieblingse­rmittler?

Ja, ich gucke sehr gerne „Tatort“, wenn ich Zeit habe, aber Namen von Kollegen möchte ich nicht so gerne nennen.

Es ist ja nicht Ihr erster „Tatort“auftritt, Sie hatten schon zahlreiche Gastrollen. Können Sie sich noch an alle erinnern?

Ich müsste mal selber nachschaue­n, wie viele das waren, es waren schon einige. Bei einem Stuttgarte­r „Tatort“musste ich mal tot im Kofferraum liegen, das war sehr eng und meine Mutter fand es nicht so toll – sie sagte, dass sie so was eigentlich nicht sehen möchte. Ich habe ihr versproche­n, dass ich das nicht mehr mache. Info „Tatort: Goldbach“, Sonntag, ARD, 20.15 Uhr

Ich finde schon, dass der Anspruch an den „Tatort“insgesamt hoch sein muss. Hans-jochen Wagner zum Bildungswe­rt der Serie

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Er spielt den Kommissar Friedemann Berg: Hans-jochen Wagner. Foto: dpa

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