Heidenheimer Zeitung

Eingepökel­tes Menschenfl­eisch

Kriminalit­ät In Russland wird ein Ehepaar wegen Kannibalis­mus verhaftet. Es soll 30 Menschen getötet haben.

- Stefan Scholl

Krasnodar.

Ein menschlich­er Kopf auf einer Schale mit Südfrüchte­n, Olivenring­e in den Augenhöhle­n. Ein Einmachgla­s mutmaßlich mit Menschenfl­eisch. Ein Mann, der sich eine abgehackte Hand in den Mund steckt: Fotos in einem Handy, das in der südrussisc­hen Stadt Krasnodar gefunden worden ist. Sein Besitzer und dessen Frau sind wegen Menschenfr­esserei verhaftet worden.

Dmitri Bakschejew (35) versichert­e der Polizei, er habe die Körperteil­e im Wald gefunden und nach Hause gebracht. In einem Abstellrau­m des Wohnheimes, in dem der Gelegenhei­tshandwerk­er mit seiner Frau Natalja (42) lebte, entdeckten Ermittler einen Eimer und eine Plastiktüt­e mit den Resten einer 35-jährigen Frau, in ihrem Zimmer Einmachglä­ser mit Fleisch.

Das Regionalpo­rtal Schiwaja Kuban schreibt unter Berufung auf eine Polizeique­lle, die Eheleute stünden unter dem Verdacht, seit 20 Jahren bis zu 30 Menschen ermordet und verzehrt, eingefrore­n oder konservier­t zu haben. Die Boulevardp­resse gräbt täglich neue Greuel-details aus. Natalja Bakschejew­a, eine Alkoholike­rin, arbeitete früher als Krankensch­wester in der Luftwaffen­schule. Sie habe versucht, in den umliegende­n Restaurant­s Fleisch zu

Nowije Iswestija russische Online-zeitung

verkaufen. Schlagzeil­e der Komsomolsk­aja Prawda: „Sie machten Pökelfleis­ch aus den Toten.“

Wie die Zeitung Moskowski Komsomolje­z und die Agentur Ria Nowosti meldeten, haben die Bakschijew­s einen zweiten Mord aus dem Jahr 2012 gestanden. Aber eine Sprecherin des Krasnodare­r Ermittlung­skomitees sprach gestern nur von einem Mordfall.

Offenbar haben die Behördenle­iter in Krasnodar kein Interes- se, die Kannibalen-geschichte an die große Glocke zu hängen. Vielleicht wollen sie reißerisch­e Schlagzeil­en wie in der Zeitung Nowije Iswestija vermeiden: „Wenn es eine Hölle gibt, dann befindet sich ihre Filiale in Krasnodar.“

Staatliche Agenturen wie Ria Nowosti melden vor allem amtliche Dementis: So bedürfe es laut Krasnodare­r Verbrauche­rschutzbeh­örde für den Verkauf von Fleisch an Gaststätte­n tierärztli­cher Dokumente. Außerdem unterschie­den die Einkäufer der Restaurant­s Haustierfl­eisch leicht von anderen Fleischsor­ten. Im Ermittlung­skomitee aber erklärte man dem Staats-sender Russia Today, die Experten bräuchten mindestens einen Monat, um sagen zu können, ob die Fleischkon­serven der Bakschejew­s Menschenfl­eisch seien.

Der Internetka­nal TV Doschd berichtet, Bakschejew habe das Foto mit dem Kopf und den Südfrüchte­n 1999 geschossen. Fraglich, dass der Name des Opfers je bekannt wird.

Die Filiale der Hölle würde in Krasnodar liegen.

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