Heidenheimer Zeitung

Der ewige Playboy

Verleger Mit Nacktfotos, guten Interviews, deftigen Herrenwitz­en und Tipps für den Umgang mit Frauen macht Hugh Hefner den „Playboy“zu einer Welt-marke. Nun ist er im Alter von 91 Jahren gestorben.

- Barbara Munker, dpa

Sein letztes Ja-wort gab er 2013 mit 86 Jahren dem „Playmate“Crystal Harris. Die Braut von „Mister Playboy“war sechs Jahrzehnte jünger. Drei Ehen, vier Kinder und – nach eigenen Angaben – über tausend Liebschaft­en: Hugh Hefner, der Gründer des Männermaga­zins „Playboy“, war der Lebemann schlechthi­n. Mit dem Tod des Verlegers, Journalist­en und Unternehme­rs geht eine Ära zu Ende. Hefner wurde 91 Jahre alt. Er starb am Mittwochab­end „friedlich und unter natürliche­n Umständen in seinem Haus ,The Playboy Mansion’ im Kreis geliebter Menschen“, wie der „Playboy“mitteilte.

Als Hefner 1953 seine erste „Playboy“-ausgabe in die Schreibmas­chine tippte, ahnte er noch nicht, dass die Mischung aus Nacktaufna­hmen, Artikeln, Interviews, deftigen Herrenwitz­en und Tipps für den Umgang mit dem anderen Geschlecht so durch die Decke gehen würde. Ihm selbst ging es auch darum, dem puritanisc­hen Teil Amerikas eine Antwort zu liefern.

Marilyn Monroe zierte das erste Titelbild, später ließen Ikonen wie Jayne Mansfield, Ursula Andress, Kim Basinger, Sharon Stone, Nancy Sinatra, Katarina Witt und Madonna für das Hochglanzm­agazin mit der Ausklappse­ite die Hüllen fallen.

Während das Magazin voller nackter Tatsachen seinen Siegeszug durch die USA und von 1972 an auch durch Deutschlan­d antrat, war „Hef “deutlich mehr als der Womanizer im Morgenmant­el. Das lüsterne Grinsen tauschte er gegen eine ernste Mine, wenn er Kritikern in Talkshows seine Ansichten über sexuelle Freizügigk­eit oder die Rechte von Schwulen und Lesben darlegte. Seine Vision: „Bibliothek­arinnen, Anwälte und sogar deine eigene Sekretärin werden den ,Playboy’ als Werkzeug nutzen, sich selbst neu zu erfinden.“

Dabei wird gern übersehen, dass Hefner sich in den 60ern für die Gleichbeha­ndlung von Schwarzen und Weißen einsetzte. Er ließ afroamerik­anische Jazz-größen wie Ella Fitzgerald, Sammy Davis Jr. und Dizzy Gillespie in seinen Tv-shows und in den „Playboy“-clubs auftreten. Schwarze Paare mischten sich – wenn auch in begrenzter Zahl – unter die weißen „Bunnies“in einer Zeit, als so ein Nebeneinan­der selten war. Mit Jennifer Jackson wurde in einer Ausgabe von 1965 erstmals eine Afroamerik­anerin „Playmate“.

Hefners Geschichte fing mit einem gebrochene­n Herzen an. Betty Conklin hieß die kecke Brünette, in die sich der 16-Jährige gnadenlos verliebt hatte. Wunder- schön sei sie gewesen, habe an einer Soda-bar gearbeitet und mit dem Teenager sogar Jitterbug tanzen gelernt. Doch dann entschied sich Betty für einen anderen – und lehrte den aus puritanisc­hen Verhältnis­sen stammenden Hugh, sich als „Hef “neu zu erfinden.

„Ich änderte meine gesamte Garderobe“, erinnerte sich der studierte Psychologe 2003 an die Zeit nach der bitteren Abfuhr seiner Jugendlieb­e. „Ich fing an, gelbe Kordeln und Sattelschu­he zu tragen – coolere Kleidung.“

In den Comics, die er schon für die Schülerzei­tung gezeichnet hatte, griff er sein Leben voraus: Er schuf eine eigene Welt, in der er selbst im Mittelpunk­t stand. „Der hippste, beliebtest­e Junge der Schule“, wie er im Rückblick dem Sender CBS erzählte.

Erst in den letzten Jahren war es um den legendären Lebemann ruhiger geworden. Seine für ausschweif­ende Partys bekannte Villa „Playboy Mansion“hatte Hefner 2016 für 100 Millionen Dollar an einen Nachbarn verkauft. Sein langjährig­es Luxusdomiz­il gab er damit aber nicht auf, er handelte ein lebenslang­es Wohnrecht aus.

Als letzte Ruhestätte sicherte sich Hefner 2009 ein Grab neben der Hollywood-ikone Marilyn Monroe, die das Cover des ersten „Playboy“zierte. „Wer will nicht bis in alle Ewigkeit neben Marilyn liegen?“, witzelte er damals.

Er schuf seine Welt mit sich selbst als Mittelpunk­t.

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 ??  ?? Juni 1960: er eröffnet ndon einen oy-club. dpa Das Domizil bis zuletzt: „Playboy Mansion“in Beverly Hills (Kalifornie­n). Foto: afp
Juni 1960: er eröffnet ndon einen oy-club. dpa Das Domizil bis zuletzt: „Playboy Mansion“in Beverly Hills (Kalifornie­n). Foto: afp
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Foto: dp
Vor dem Flieger „Big Bunny“: Hugh Hefner mit seiner Verlobten Barbi Benton An fang der 70er. Foto: dp

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