Bisher keinen Stich gemacht
Asiatische Tigermücke In Bissingen ist jetzt möglicherweise erstmals im Kreis Heidenheim ein Exemplar des ursprünglich in Fernost beheimateten Insekts aufgetaucht. Von Michael Brendel
Das Thema Zuwanderung scheint jetzt auch im Landkreis Heidenheim um einen Aspekt reicher: Trifft die Einschätzung von Karlwilhelm Helbling zu, dann hatte sich am Bissinger Ortsrand eine Asiatische Tigermücke niedergelassen. Bei einer Lagerhalle unweit der A 7 fiel Helbling das auffällig schwarz-weiß gemusterte Tier vor wenigen Tagen auf. Den Versuch, den in Bissingen einen landwirtschaftlichen Betrieb führenden Mann zu stechen, bezahlte Aedes albopictus – so die wissenschaftliche Bezeichnung – mit dem Leben. Auf einem Klebestreifen fixiert, kann das hierzulande noch selten anzutreffende Insekt jetzt begutachtet werden.
Denkbar ist auch eine Untersuchung im Landesgesundheitsamt in Stuttgart, die dann Aufschluss darüber gäbe, ob das Tier Krankheitserreger in sich trägt: Aedes albopictus kann gefährliche Viren übertragen, darunter Dengue, Zika und Chikungunya. Voraussetzung ist allerdings, dass die jeweilige Tigermücke das betreffende Virus bereits in sich trägt. Und die Wahrscheinlichkeit dafür ist Experten zufolge relativ gering.
Keine Meldepflicht
Ohnehin hat der Zuwanderer aus Fernost im Zuständigkeitsbereich des Heidenheimer Landratsamts auch im übertragenen Sinne noch keinen Stich gemacht. Christoph Bauer, Leiter des dortigen Fachbereichs Gesundheit, weiß jedenfalls bisher von keinem Fall; eine Meldepflicht gibt es allerdings nicht. Er warnt daher auch vor einem „Hype“zumal seiner Einschätzung zufolge die Aussichten für eine auf der rauen Ostalb gelandete Tigermücke gleich null wären, den Winter zu überleben.
„In unserer Region herrschen weder geografisch noch klimatisch Bedingungen“, so Bauer, „die zur Entstehung eines Endemiegebiets führen könnten“– also einer Gegend, in der in Abgrenzung zu anderen Landstrichen dauerhaft mit einem gehäuften Auftreten der Asiatischen Tigermücke zu rechnen wäre.
Dem Insekt genehmere Voraussetzungen herrschen im Rheingraben zwischen Freiburg und dem Einzugsbereich rund um Mannheim und Heidelberg, wo die eingewanderten Stechmücken bereits überwintern. Jüngst sorgte Aedes albopictus außerdem nach seinem Auftreten beim Karlsruher Güterbahnhof in der Nähe der A 5 für Aufregung. Der Fundort erinnert daran, wie die ersten Exemplare des als schlechter Flieger bekannten Insekts einst nach Deutschland eingeschleppt wurden: von Italien aus auf Güterzügen bzw. per Lastwagen über die Autobahn.
Nicht undenkbar, dass es die Tigermücke nun vielleicht als blinden Passagier in einer Bananenkiste via A 7 nach Bissingen verschlagen hat. Und mag sie dort vorerst auch nicht ortsansässig werden, weil ihr das tropische Klima in den Gliedern sitzt, so gilt es doch, auf Dauer Vorsorge zu treffen. Denn wer weiß schon, was der Klimawandel bewirkt?
„Wir sollten deshalb für Sensibilität sorgen“, rät Helbling und weiß sich darin einig mit Amtschef Bauer. Der hat einen leicht zu befolgenden Verhaltenstipp parat: „Danach schauen, dass es keine Mini-biotope gibt, in denen das Wasser stehen bleibt und Brutstätten entstehen können.“Gemeint sind also beispielsweise offene Regentonnen und alte Autoreifen.
Insektizid verfügbar
Und für alle Fälle steht den Stechmückenjägern das – bei Naturschützern freilich nicht unumstrittene – Insektizid BTI zur Verfügung, das auch in den Überschwemmungsbieten entlang des Rheins zum Einsatz kommt. Es wird von den Larven gefressen und zerstört deren Darm.