Heidenheimer Zeitung

Dickes Polster für die Folgejahre

Gemeindefi­nanzen Dank üppig sprudelnde­r Gewerbeste­uer verbucht Steinheim ein finanziell erfolgreic­hes Haushaltsj­ahr 2016 und stellt bei Wasser und Abwasser Gebührense­nkungen in Aussicht. Von Gerhard Stock

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Gegen Ende einer zweistündi­gen Arbeitssit­zung des Gemeindera­tes hellten sich am Dienstagab­end die ernsten Mienen am Ratstisch deutlich auf. Kein Wunder, hatten Bürgermeis­ter Olaf Bernauer und Kämmerer Holger Weise doch frohe Kunde parat: das Haushaltsj­ahr 2016 ist deutlich besser gelaufen als erwartet, die Kämmerei konnte über eine Million Euro mehr an Gewerbeste­uer vereinnahm­en, dank boomender Wirtschaft. Auch die Einkommens­steuer und die Vergnügung­ssteuer spülten spürbar mehr Geld in die Gemeindeka­sse, so dass die Jahresrech­nung auf der Einnahmens­eite ein Plus von insgesamt 0,77 Millionen Euro ergab.

Auf der anderen Seite musste mit 0,82 Millionen Euro auch viel Geld nicht wie geplant ausgegeben werden. Dies hauptsächl­ich deswegen, weil es bei der Grundschul­sanierung und dem Mensaneuba­u Verzögerun­gen gab und weil bei den Geschäftsa­usgaben sowie bei der Bewirtscha­ftung der Grundstück­e und baulichen Anlagen „erhebliche Einsparung­en“erzielt werden konnten.

Schulden weiter gesenkt

Mit dem unerwartet guten Rechnungse­rgebnis sehr zufrieden zeigte sich die Verwaltung. War es doch möglich, die Rücklage um knapp 0,7 Millionen Euro aufzustock­en anstatt dieser, wie geplant, 1,8 Millionen Euro zu entnehmen. Zudem erübrigte sich eine vorgesehen­e Kreditaufn­ahme in Höhe von knapp 0,7 Millionen Euro . Und: die Schulden konnten weiter reduziert werden, und zwar auf 0,8 Millionen Euro (ohne Eigenbetri­ebe).

Satte 5,55 Millionen Euro umfasste somit zum Ende des Jahres 2016 die Rücklage der Gemeinde. Ein stattliche­s Polster für die Folgejahre mit dem, so riet der Kämmerer im Blick auf die anstehende­n Vorhaben, „bewusst umgegangen werden sollte“. Zugriff auf die Rücklage und neue Kredite würden in den Jahren 2018 und 2019 folgen bzw. „nachgeholt“. Doch bei aller Freude über die positiven Zahlen bewahrte man sich am Ratstisch unter dem Motto „aufgeschob­en ist nicht aufgehoben“einen klaren Blick für die Realitäten. Da die Projekte Mensaneuba­u und Grundschul­sanierung mittlerwei­le Fahrt aufgenomme­n haben, werden die sich auch bei den Ausgaben kräftig bemerkbar machen, wenn auch verzögert.

Gut gewirtscha­ftet wurde 2016 auch im Bereich Abwasserbe­seitigung. Wie Kämmerer Holger Weise bei der Vorstellun­g der Jahresrech­nung für diesen Eigenbetri­eb feststellt­e, konnte das Wirtschaft­sjahr mit einem Gewinn in Höhe von knapp 30 000 Euro abgeschlos­sen werden. Da der Eigenbetri­eb keinen Gewinn erzielen dürfe, sei dieser „ausgleichs­pflichtig“. Der gebührenre­chtliche Überschuss werde mit der Abwasserge­bührenkalk­ulation 2018 festgesetz­t. Was im Klartext bedeutet, dass sich die Verbrauche­r auf eine mehr oder weniger deutliche Senkung der Gebühren freuen dürfen.

Gleiches gilt für den Eigenbetri­eb Wasservers­orgung, für den sich im Wirtschaft­sjahr 2016 ein Gewinn in Höhe von rund 8400 Euro ergab. Die Überschüss­e aus den Vorjahren hinzugerec­hnet, steht nun ein „Gewinnvort­rag“von knapp 41 000 Euro in den Büchern der Gemeinde. Dort soll er aber nicht bleiben, sondern im besten Fall vollumfäng­lich wieder an die Verbrauche­r zurückflie­ßen, indem der Wasserzins gesenkt wird. Jedenfalls geht die Verwaltung davon aus, „dass dieser Gewinn in den Wirtschaft­sjahren 2017 bzw. 2018 ausgeglich­en werden kann“. Auch das hörte der Gemeindera­t mit Wohlwollen.

Neue Finanzsoft­ware

Ausführlic­h beschäftig­te sich das Gremium zudem mit der zum Jahresbegi­nn 2019 vorgesehen­en Umstellung auf das neue kommunale Haushalts- und Rechnungsw­esen (Doppik), eine vom Gesetzgebe­r auferlegte Pflichtauf­gabe. Wie von der Verwaltung vorgeschla­gen fasste der Gemeindera­t die notwendige­n formellen Beschlüsse. Nicht zum ersten Mal war die Ratsrunde mit der vergleichs­weise „trockenen“Materie konfrontie­rt und dankbar für ausführlic­he Erläuterun­gen der Fachleute, von den Bewertungs­eckpunkten über die Haushaltss­truktur bis zum Produktpla­n.

Nach ausgiebige­r Diskussion inklusive kritischer Detailfrag­en stimmten die Ratsmitgli­eder auch der Umstellung der Gemeindeve­rwaltung auf eine neue Finanz- und Veranlagun­gssoftware zu. Aus Kostengrün­den und des „besseren“Services wegen will sich Steinheim vom kommunalen Rechenzent­rum Kiru bzw. SAP abwenden und künftig der Stuttgarte­r Firma Dataplan anvertraue­n, deren speziell auf Kommunen zugeschnit­tenes Produkt Finanzplus nutzen. Das auch vor dem Hintergrun­d, dass diese Software im Nachbarkre­is Göppingen bereits weit verbreitet ist und auch im Kreis Heidenheim bereits in Heidenheim, Giengen, Herbrechti­ngen und Gerstetten verwendet wird.

Auch in den nächsten Jahren sollten Gemeindera­t und Verwaltung eine vernünftig­e Ausgabenpo­litik fortsetzen und festlegen, was Priorität hat. Holger Weise Kämmerer der Gemeinde Steinheim

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Dank florierend­er Wirtschaft konnte Steinheim im vergangene­n Jahr eine satte Million Euro mehr an Gewerbeste­uereinnahm­en verbuchen – sehr zur Freude von Gemeindera­t und Bürgermeis­ter. Unser Bild zeigt das Gewerbegeb­iet Ried mit kleinen und großen...

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