„Gegen die Ohnmacht“
Open Air Beim Doppelkonzert vor dem Auernheimer Hirsch spielten die Gruppen „Flaschenpfand“und „Recht auf Freiheit“.
Auernheim. Das Open-air-konzert beim Hirsch lockte Besucher in Scharen an: Das kann nicht allein am guten Wetter gelegen haben, sondern auch an den beiden Bands, die sich die Bühne teilten.
Mit „Flaschenpfand“und „Recht auf Freiheit“gab es zwei Auernheimer Urgesteine zu sehen. Die Wurzeln beider Bands reichen über 20 Jahre zurück. Während „Flaschenpfand“sein Publikum mit gecoverten Liedern unterhielt, bot die Deutschrockband „Recht auf Freiheit“eigenes Material dar.
Besonders lang wurde der Abend für Daniel Ochs, denn der Gitarrist trat gleich mit beiden Formationen auf.
Fast zehn Jahre liegt das letzte Lebenszeichen von „Recht auf Freiheit“ zurück. Dennoch hatte man keineswegs das Gefühl der Wiederbelebung einer musikalischen Leiche beizuwohnen. Ganz im Gegenteil: Die gemeinsam von Sänger Klaus Thelen und Bassist Michael Hausy verfassten Liedtexte legten gar eine erschreckende Aktualität an den Tag: Die Erde scheint in den letzten 20 Jahren nicht eben wohnlicher geworden zu sein und die Gesellschaft nicht eben mündiger und freiheitlicher.
In Zeiten von Donald Trump und AFD wollte sich „Recht auf Freiheit“nicht mehr länger raushalten. Die nicht eben zum Besseren veränderte gesellschaftliche Lage war jedenfalls nach eigenen Angaben der Hauptanlass, die Band, die lange Zeit auf Eis gelegen hat, jetzt wieder ins Leben zu rufen. Rund 200 Zuschauer beschlich wohl ein ähnliches Gefühl, dass den Verhältnissen mit einem einfachen „Weiter so“nicht beizukommen ist: „Gegen die Ohnmacht“heißt denn auch sinnfällig eines der Lieder der Gruppe.
Auch Titel wie „Fluchtweg“oder „VW-BUS“zeugen von dem Kampf der Band, sich inmitten der totalen Verwirtschaftung und Ausrichtung auf Zweckmäßigkeit eine Insel der Kreativität zu bewahren, einen „Denkraum“, wie die bislang einzige CD der Band lautete.
Mindestens vier Konzerte hat sich die Band nun für die nächste Zeit vorgenommen. Eine längerfristige Reunion steht also im Bereich des Möglichen. Holger Scheerer