Der tägliche Horror in der Kleinstadt
Kino Bei Clown Pennywise gibt es nichts zu lachen. In der Neuverfilmung von Stephen Kings „Es“gruselt es wieder kräftig.
Rund 1500 Seiten umfasst Kings Horrorthriller. Das ist ganz schön viel Stoff für einen Film und dementsprechend ist eine Fortsetzung durchaus denkbar – immerhin schildert die Version von Andres Muschietti nur die Kinder-erzählebene. Und das Böse in Gestalt von Pennywise sucht die amerikanische Kleinstadt Derry ja alle 27 Jahre heim.
Sechs Jungen und ein Mädchen im Alter von 13 Jahren sind es, die sich im Gegensatz zu den Erwachsenen der übernatürlichen Gefahr stellen und sie zu bezwingen versuchen. Da der Kinder meuchelnde Horror-clown seine Gestalt verändern kann und die sieben Teenager auch heftig pubertieren, ist das keine leichte Aufgabe.
Die Filmstory ist letztlich ziemlich dünn, beschränkt sie sich doch weitgehend auf die Begegnungen der Kids mit ihrem Gegenspieler. Für Charakterisierungen und Umfeld bleibt nur ziemlich begrenzter Raum, was die unbekannten Nachwuchs-akteure aber mit gutem Spiel weitgehend wettmachen. Und spannend ist das Ganze trotz diverser logischer Schwachstellen in der Handlung allemal.
Die teils heftigen Schocks sind effektiv eingesetzt, ebenso genretypische Versatzstücke wie etwa das unverzichtbare Spukhaus als Quelle allen Übels. Die Tricks sind auf der Höhe der Zeit und Bill Skarsgard überzeugt als weiß und rot geschminkter Schrecken. In ihm manifestiert sich gleichzeitig die Botschaft des Schauerstücks: Angst verleiht keine Flügel, sondern nährt das Böse.
Herausragend schildert dieser neue „Es“-film, dass der reale Alltagshorror viel grausamer und erschütternder ist als alles dämonische Grauen: Gesichter vermisster Kinder auf Milchpackungen, unverständige Eltern, Missbrauch durch den eigenen Vater, brutale Mitschüler, Rassismus. Kein Wunder, dass die sieben Jugendlichen sich von einem bissigen Clown nicht stoppen lassen. Auch englische Originalfassung; Kinocenter, ab 16 Klaus Dammann