Heidenheimer Zeitung

Schröder rückt Kreml näher

Wirtschaft Der Altbundesk­anzler ist nun Aufsichtsr­atschef des Ölkonzerns Rosneft. In Deutschlan­d überwiegt das Entsetzen.

- dpa

Ungeachtet aller Einwände hat sich Altbundesk­anzler Gerhard Schröder (SPD) an die Spitze des Aufsichtsr­ates des halbstaatl­ichen russischen Ölkonzerns Rosneft wählen lassen. Schröder setzt damit einen Kurs der Nähe zu Russlands Präsident Wladimir Putin fort, der nicht nur in Deutschlan­d schon lange auf Argwohn stößt. Vor der Abstimmung hatte Konzernche­f Igor Setschin für die Berufung Schröders geworben. Dieser sei ein Politiker, der „regelmäßig die strategisc­he Zusammenar­beit zwischen Deutschlan­d und Russland verteidigt“habe, sagte Setschin. Schröders Engagement für Rosneft werde „die Beziehunge­n unserer Länder beleben“.

Besonders heikel an Schröders neuem Job ist die Tatsache, dass sein künftiger Arbeitgebe­r zu jenen Unternehme­n zählt, die von der EU wegen der russischen Annexion der ukrainisch­en Schwarzmee­r-halbinsel Krim mit Sanktionen belegt wurden. Rosneft-chef Setschin wiederum gilt als enger Freund Putins – was einer der Gründe für den steilen Aufstieg des Unternehme­ns zum Weltkonzer­n sein dürfte. Die Freundscha­ft Schröders mit Putin wiederum reicht weit in seine aktive Zeit als Bundeskanz­ler zurück.

Lob für Schröders Kurs kommt ausgerechn­et von der rechtspopu­listischen AFD. „Deutschlan­d muss ein elementare­s Interesse an guten und partnersch­aftlichen Beziehunge­n zu Russland haben“, erklärt Afd-vorstandsm­itglied Georg Padzerski.

Lob von der AFD

Das entspricht der Verteidigu­ngslinie Schröders: „Ich glaube aus ökonomisch­en wie politische­n Gründen, dass es nicht vernünftig ist, unseren größten Nachbarn Russland ökonomisch und politisch zu isolieren.“So schloss er sich kürzlich russischer Kritik an der Bundeswehr-präsenz im Baltikum an. Auch bei den Nato-verbündete­n horchte man auf, als der Altkanzler dies ein „vollkommen falsches Signal“nannte.

Bereits in seiner Amtszeit als Bundeskanz­ler war Schröder wegen seiner engen Verbindung­en zu Russland kritisiert worden. Vehement setzte er sich damals etwa für den Bau der North-stream-pipeline für den Transport russischen Erdgases durch die Ostsee nach Deutschlan­d ein – zum Ärger der damit umgangenen Polen und Ukrainer.

Inzwischen stößt Schröders Verhalten in Deutschlan­d überwiegen­d auf Entsetzen. Ihm sei wohl „der außenpolit­ische Kompass verloren gegangen“, sagt der Cdu-außenpolit­iker Jürgen Hardt. Grünen-fraktionsc­hefin Katrin Göring-eckardt nannte das Verhalten des Altkanzler­s einen „Affront gegenüber der EU“und „ein veritables Problem für Deutschlan­d“.

Auch Spd-kanzlerkan­didat Martin Schulz hatte sich im Wahlkampf genötigt gesehen, sich mit den Worten „Ich würde das nicht tun“vorsichtig von dem Rosneft-engagement seines Parteifreu­nds zu distanzier­en.

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