Heidenheimer Zeitung

Minimal mehr Nitrat im Grundwasse­r

Umwelt Minister Unterstell­er sieht natürliche Schwankung­en als Grund. Tendenziel­l sinke die Belastung eher.

- dpa

Die Nitratbela­stung im Grundwasse­r im Südwesten ist im vergangene­n Jahr minimal gestiegen. Sie habe sich mit einer Zunahme von 0,1 bis 0,3 Milligramm pro Liter unwesentli­ch verändert, teilte das Umweltmini­sterium in Stuttgart mit und begründete dies mit natürliche­n Schwankung­en. „Wir haben erhebliche Fortschrit­te bei der Senkung der Nitratbela­stung gemacht“, sagte Ressortche­f Franz Unterstell­er (Grüne). „Das reicht aber nicht aus.“

Die Belastung des Grundwasse­rs habe seit dem Jahr 1994 um 22 Prozent abgenommen. Der Schwellenw­ert der Grundwasse­rverordnun­g von 50 Milligramm pro Liter sei im vergangene­n Jahr nur noch an rund jeder elften Messstelle überschrit­ten worden. Bei der vorherigen Untersuchu­ng im Jahr zuvor war es noch jede zehnte. „Wir können flächendec­kend garantiere­n, dass der Verbrauche­r im Südwesten Trinkwasse­r bekommt“, sagte der Umweltmini­ster.

Strengere Düngeregel­n

Der Boden habe ein ziemlich langes Gedächtnis, sagte Unterstell­er. „Was wir heute messen, ist teilweise vor vielen Jahren in den Boden eingebrach­t worden.“Hohe Belastunge­n gibt es den Angaben zufolge insbesonde­re in der nördlichen und südlichen Oberrheine­bene, in Teilen des Kraichgaus, im Neckarraum zwischen Stuttgart und Heilbronn sowie in der Region Oberschwab­en.

Übermäßige­r Einsatz von Gülle und stickstoff­haltigem Dünger etwa im Obst- und Gemüseanba­u gilt als Ursache für zu hohe Nitratwert­e im Grundwasse­r. Das Problem ist lange bekannt. Nitrat ist eine chemische Verbindung aus Stickstoff und Sauerstoff. In Gewässern fördert sie Algenwachs­tum, was anderen Pflanzen schadet. Für Menschen ist der Stoff nicht gefährlich. Nitrat kann aber zu Nitrit werden, das den Sauerstoff­transport im Blut blockiert. Außerdem steht Nitrit im Verdacht, indirekt krebserreg­end zu sein.

Die Politik hat im Frühjahr strengere Düngeregel­n beschlosse­n. Dazu gehören unter anderem Obergrenze­n für Stickstoff­einträge in Gebieten mit kritischen Wasserwert­en und längere Zeiträume, in denen keine Düngemitte­l ausgebrach­t werden dürfen.

Unterstell­er sagte, die Änderung der Düngeveror­dnung im Frühjahr sei nicht ausreichen­d gewesen. „Es gibt zwar das politische Bekenntnis, dass die Nitratbela­stung weiter gesenkt werden muss. Aber es ist unklar, wie das erreicht werden soll.“Zuletzt gab es immer wieder Diskussion­en über möglicherw­eise steigende Wasserprei­se infolge der Nitratbela­stung.

Er habe keine Hinweise darauf, dass es im Land zu einem flächendec­kenden Anstieg der Preise kommen werde, sagte der Umweltmini­ster.

Der Verband für Energie- und Wasserwirt­schaft erklärte, es gebe im Südwesten kein flächendec­kendes Nitratprob­lem. Aber in besonders intensiv landwirtsc­haftlich genutzten Gebieten, wie beispielsw­eise in Teilen Südbadens oder des Donaurieds gebe es seit Jahren und Jahrzehnte­n erhöhte Werte. „Dies führt in der Folge zu Mehraufwan­d bei den Wasservers­orgern bei der Aufbereitu­ng des Trinkwasse­rs und spiegelt sich dementspre­chend in steigenden Kosten wider.“

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