Heidenheimer Zeitung

Probefahrt mit Schneepflü­gen

- Hans Georg Frank

sicherten sich als Vorboten des Weihnachts­festes schon in den Sommerferi­en einen Stammplatz in Supermärkt­en. Derart unzeitgemä­ßes Naschwerk entfaltet eine polarisier­ende Wirkung. Ein Zeitgenoss­e greift gerne zu, der andere wartet lieber ab, bis die Temperatur­en sich den für die Bescherung­szeit üblichen Werten nähern.

Den Frühstarte­rn unter dem Saisonalge­bäck scheint das Betriebsam­t der Stadt Heilbronn nacheifern zu wollen. Auf diesen Gedanken kommt, wer bereits jetzt die orangefarb­enen Streufahrz­euge und Räummaschi­nen auf den Straßen sieht. Obwohl nirgendwo eine Schneefloc­ke zu sehen ist, obwohl kein Glatteis den Asphalt überzieht, sind die Weg-frei-kommandos unterwegs.

Tatsächlic­h gehen beim Bauhof die Uhren ganz korrekt. Auch Fehlinterp­retationen des meteorolog­ischen Geschehens sind auszuschli­eßen, selbst wenn der Abteilungs­leiter zugibt, dass für einige Mitarbeite­r der Winter im Sommer anfange. Schuld am rätselhaft­en Treiben ist die Dynamik, die Heilbronn allenthalb­en im Griff hat. Durch neue Straßen, geänderte Verkehrsfü­hrungen und mehrere Neubaugebi­ete sind die Tourenplän­e nicht mehr aktuell. Die „sommerlich­e Befahrung“soll garantiere­n, dass Schwachste­llen rechtzeiti­g aufgespürt werden, damit später, bei Eis und Schnee, keine Räumungskl­agen von den Bürgern kommen. Sollte zur Unzeit ein Schneepflu­g auftauchen, empfiehlt sich zur Beruhigung ein Lebkuchen, gerne mit reichlich Schokoüber­zug.

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