Heidenheimer Zeitung

„Riecht teils stärker nach Chlor als im Schwimmbad“

Trinkwasse­r Stadtrat Dr. Erwin Kleemann kritisiert die Chlorung durch die Stadtwerke. Der Energiever­sorger hebt die gesundheit­liche Unbedenkli­chkeit hervor. Von Marc Hosinner

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Das Trinkwasse­r derzeit als solches zu bezeichnen, sei eine Zumutung: So die Aussage von Stadtrat Dr. Erwin Kleemann (Unabhängig­e/grüne) in der Sitzung des Gemeindera­ts am Donnerstag­abend. „Wenn man den Wasserhahn aufdreht, dann riecht das teils stärker nach Chlor als im Schwimmbad“, so die über mehrere Wochen getroffene Einschätzu­ng des Stadtrates. Sein Fazit: Das Wasser kann und konnte man nicht trinken.

„Wenn die Bürger an solchen Tagen ihr Trinkwasse­r einkaufen müssen, ist dies eine teure Angelegenh­eit. Rechnet man mit nur 50 Cent für zwei Liter Trinkwasse­r, dann kostet dies die etwa 20 000 Einwohner in Giengen 10 000 Euro pro Tag“, sagte Kleemann, der überdies erklärte, dass der Einsatz von Chlor gesundheit­lich nicht unbedenkli­ch sei. Die Chlorung von Wasser führe zur Bildung von chlororgan­ischen Verbindung­en. Zahlreiche Studien wiesen einen Zusammenha­ng zwischen diesen Verbindung­en und einem erhöhten Risiko für Krebserkra­nkungen hin.

„Die Chlorung des Trinkwasse­rs darf nicht zur Regel werden. Es sollte nur im Notfall gechlort werden, wenn keine andere Möglichkei­t besteht, die Keime im Trinkwasse­r zu beseitigen. Das erste Ziel muss immer sein, die Ursache der Verkeimung zu finden“, so Stadtrat Kleemann.

Doch das scheint diesmal nicht so einfach: „Wir können zur Ursache noch nichts sagen. Wir suchen noch“, sagte gestern Bernd Brenner von den Stadtwerke­n Giengen auf Nachfrage. Seit Mitte Juni werde das Trinkwasse­r in Giengen, Hohenmemmi­ngen und im angrenzend­en Bachtal mit Chlor versehen. Aufgrund von erhöhten Untersuchu­ngswerten hatten die Stadtwerke Giengen damals im Einvernehm­en mit dem Gesundheit­samt Heidenheim vorsorglic­h eine Chlorung des Trinkwasse­rs veranlasst. Das Trinkwasse­r wird bei der Einspeisun­g in das Netz gechlort. „Allerdings liegen die gemessenen Werte im untersten Bereich“, so Brenner.

Unterhalb der Grenzwerte

Auf die Frage, ob die Chlorung gesundheit­lich bedenklich sei, sagt Brenner: „Überhaupt nicht. Zudem bewegt sich die Konzentrat­ion des Chlors unterhalb der in der Trinkwasse­rverordnun­g festgelegt­en Grenzwerte, also auf unterem Level. Gechlortes Trinkwasse­r ist in keiner Weise gesundheit­sschädlich.“

Brenner weist in diesem Zusammenha­ng darauf hin, dass die Stadtwerke Giengen einer der wenigen Energiever­sorger seien, die ihr Trinkwasse­r nicht dauerhaft chloren würden.

Die jetzt vorgenomme­ne Chlorung durch die Stadtwerke findet nicht zum ersten Mal statt: Wegen eines erhöhten Aufkommens von Keimen hatten die Stadtwerke zuletzt 2014 gechlort. Seinerzeit für wenige Wochen. Wie lange die Chlorung diesmal andauern wird, könne derzeit nicht gesagt werden.

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Derzeit wird das Trinkwasse­r gechlort. Foto: Archiv

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