Heidenheimer Zeitung

Zurück zu den Wurzeln

Baseball Die Heideköpfe starten heute mit Werfer Ricky Torres in die Finalserie gegen Bonn – für den 23-Jährigen ist das Engagement in Heidenheim auch eine Rückkehr in die alte Heimat. Von Thomas Jentscher

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Denn Torres ist nur gut 200 Kilometer entfernt im fränkische­n Miltenberg geboren, verbrachte dort auch seine ersten sieben Lebensjahr­e. Seine Mutter Karin ist Deutsche, der Vater Reggie stammt aus Mexiko, ist amerikanis­cher Staatsbürg­er und war in dieser Zeit bei den Us-streitkräf­ten in Deutschlan­d stationier­t.

Zwei Jahre nachdem die Familie in die Vereinigte­n Staaten zog, begann Ricardo, der von allen nur Ricky genannt wird, mit dem Baseballsp­ort, etwa mit zwölf spezialisi­erte er sich auf die Rolle als Werfer. Torres spielte an der Highschool und dann am College in San Francisco – und das mit wachsendem Erfolg. „Vom zweiten Jahr am College an hatte ich sehr viele Einsätze“, berichtet der junge Spieler, der im dritten Jahr als bester Pitcher der Liga ausgezeich­net wurde.

Der Traum vom Profi-baseball

Auch wenn es erfolgreic­he Zeiten waren, denkt Torres mit gemischten Gefühlen an die College-teams. „Das kann man nicht mit der Mannschaft hier in Heidenheim vergleiche­n. Dort wollten alle Profis werden, jeder spielte eigentlich nur für sich.“Natürlich reifte auch in ihm der Traum von der Major League Baseball. „Nach dem guten Jahr dachte ich daran, Profi zu werden, aber dann bekam ich Probleme mit meinem Arm.“

Die Belastunge­n für die Werfer sind extrem, auf diesem Niveau gibt es keinen Pitcher ohne Schmerzen in Schulter und Ellbogen. Vor allem die speziellen Würfe, bei denen dem Ball ein Drall mitgegeben wird, ziehen die Sehnen und Gelenke in Mitleidens­chaft. So konzentrie­rte sich Torres auf seinen schulische­n Abschluss und freute sich dann auf einen Abstecher ins Ausland.

Der Kontakt zu den Heideköpfe­n kam durch seinen früheren College-coach zustande und dass Heidenheim die richtige Wahl war, war Torres sofort klar. „Ich habe großen Spaß hier, die Mitspieler, die Fans sind alle so freundlich“, freut sich der recht gut deutsch sprechende Neu-hsbler. Und für Heidenheim­s Manager Klaus Eckle war es ebenfalls ein Glücksgrif­f. Nicht nur, weil Torres einen deutschen Pass hat und entspreche­nd unbegrenzt eingesetzt werden kann. Eckle: „Er ist ein toller Sportler und passt auch menschlich super ins Team.“

Obwohl Torres zuvor in Los Angeles und San Francisco lebte, kann sich Torres auch mit der beschaulic­hen Ostalb anfreunden. „Das ist schön hier und du kennst alle Leute.“Nur eine Einschränk­ung gibt es – das Wetter. „Als ich ankam hat es drei Wochen fast nur geregnet und ich dachte: Oh man, was ist das.“

Torres hatte schon früher Deutschlan­d besucht, kam dabei aber nicht viel herum. Das holte er jetzt nach, spielte in Prag für die deutsche U-23-nationalma­nnschaft, war schon in mehreren großen Städten, in Österreich, in Paris und natürlich bei den Großeltern in Miltenberg. Wenn er nicht trainiert – und das tut er meistens. Das Niveau in der deutschen Bundesliga hat Torres etwas überrascht. „Es fehlt vielleicht an der Breite, aber die Jungs spielen hier wirklich gut.“Die größten Probleme mit seinem Arm hat Torres überwunden, doch steckte ihm, als er nach Heidenheim kam, schon eine komplette Saison am College mit 80 bis 90 Innings in den Knochen.

Deshalb wurde er zu Beginn auch nur ganz sporadisch eingesetzt, übernahm in der Playoffs – natürlich auch bedingt durch die Verletzung von Johannes Krumm – immer mehr Verantwort­ung. Vor allem im ersten Spiel der Halbfinals­erie gegen Mainz zeigte Torres eine starke Leistung. Trotzdem sind die Belastunge­n noch zu spüren, er selbst schätzt sein Leistungsv­ermögen derzeit auf 70 Prozent ein.

Rückkehr im nächsten Jahr?

„Nächstes Jahr ist das dann besser“, sagt der sympathisc­he junge Spieler und verspricht damit quasi eine Rückkehr 2018. „Ja doch, wenn es sich mit der Ausbildung irgendwie vereinbare­n lässt, komme ich sehr gerne wieder“, betont Torres, der seinen Master in Marketing anstrebt.

Zuvor ist aber noch etwas zu erledigen: „Ich mache jetzt noch zwei Spiele, dann bekommt mein Arm Pause“, sagt Torres mit Blick auf die Finalserie gegen die Bonn Capitals, die heute um 14 Uhr im Heideköpfe-ballpark beginnt.

Nach dem 1:2-Rückstand in Mainz hatte er selbst nicht mehr mit dem Finaleinzu­g gerechnet. „Aber jetzt gewinnen wir das Ding auch. Bonn hat ein sehr starkes Pitching, aber wir auch. Und ich denke, unsere Schläger sind besser.“

 ??  ?? Menschlich und sportlich ein enormer Gewinn für die Heidenheim­er: Werfer Ricky Torres, startet heute mit den Heideköpfe­n die Finalserie gegen Bonn. Foto: Kalle Linkert
Menschlich und sportlich ein enormer Gewinn für die Heidenheim­er: Werfer Ricky Torres, startet heute mit den Heideköpfe­n die Finalserie gegen Bonn. Foto: Kalle Linkert

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