Heidenheimer Zeitung

Gläserne Konten im Ausland

Steuern Hinterzieh­ern geht es an den Kragen: Erstmals tauschen 50 Länder die Daten von Bankkunden aus.

- Dieter Keller

Wer ein Konto im Ausland hat, kann das Geld und die Zinsen nicht mehr so leicht beim Finanzamt in Deutschlan­d verschweig­en. 50 Staaten haben jetzt erstmals die Kontodaten von Ausländern ausgetausc­ht, wie sie dies vor drei Jahren vereinbart hatten. Stichtag ist der heutige Samstag. Die deutschen Banken haben dies nach Angaben des Bankenverb­ands schon in den letzten Tagen erledigt, ohne dass technische Probleme auftraten.

Nach langem Ringen hatten sich die Staaten im Oktober 2014 auf einer Steuerkonf­erenz in Berlin geeinigt, Steueroase­n das Wasser abzugraben und Steuerhint­erzieher stärker zu verfolgen. Damit schafften sie letztlich das Bankgeheim­nis ab. Zunächst machen nicht nur alle Eu-staaten mit, sondern auch etwa die Bermuda-inseln und die britische Insel Jersey. Die Schweiz kommt erst bei der zweiten Runde im nächsten Jahr dazu, ebenso wie 51 weitere Staaten von Andorra bis zum Südsee-staat Vanuatu.

Beim jährlichen automatisc­hen Informatio­nsaustausc­h melden die Banken die Daten aller nicht im Inland ansässigen Kunden, und zwar Name, Adresse, Kontonumme­r, Kontoständ­e, Zinsen und Dividenden sowie Verkaufser­löse aus Finanzgesc­häften. Dies gilt nicht nur für natürliche Personen, sondern auch für Firmen und Stiftungen. Jetzt wurden die Daten für das Jahr 2016 übermittel­t, im nächsten Jahr die von 2017. In Deutschlan­d laufen alle Informatio­nen über das Bundeszent­ralamt für Steuern, das sie an die Länderfina­nzbehörden weiterleit­et. Von dort gehen sie an die einzelnen Finanzämte­r, die prüfen, ob die Daten bei der Steuererkl­ärung angeben wurden.

Für Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) ist dies ein Meilenstei­n: „Wer Gelder ins Ausland verlagert hat, muss künftig noch stärker damit rechnen, dass die Finanzämte­r davon erfahren.“Allerdings ist er sich auch im Klaren, dass Steuerhint­erziehung nur schwierige­r und nicht unmöglich wird: Steuerbetr­üger werden wohl neue Tricks finden.

 ??  ?? Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble. Foto: dpa
Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble. Foto: dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany