Heidenheimer Zeitung

Katalonien: Abstimmung trotz Polizei-blockaden

Referendum Schwere Zusammenst­öße mit Einsatzkrä­ften überschatt­en die Volksbefra­gung. Hunderte Menschen werden verletzt.

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Katalonien hat sich dem Verbot der Justiz widersetzt und gegen den Willen der Zentralreg­ierung ein Referendum über die Abspaltung der Region von Spanien abgehalten. Die Regierung in Madrid setzte Polizisten ein, um Wahllokale abzuriegel­n und Bürger an der Stimmabgab­e zu hindern. Nach Angaben der Regionalre­gierung in Barcelona wurden bei Auseinande­rsetzungen mit der Polizei mehr als 760 Menschen verletzt.

Eine Lösung der Krise war nicht in Sicht. Der Chef der ka- talanische­n Regionalre­gierung, Carles Puigdemont betonte, jeder, der abstimmen wolle, könne das tun. Da die Gegner einer Abspaltung überwiegen­d nicht zur Wahl gingen, wurde eine Mehrheit für die Unabhängig­keit erwartet. Je höher die Beteiligun­g, desto mehr Gewicht dürfte das Referendum haben. Die Zentralreg­ierung in Madrid beharrte darauf, dass die Volksbefra­gung illegal ist. Dies hatte die Justiz bestätigt.

Auf Fotos war zu sehen, dass die Polizei zum Teil auch Gummigesch­osse einsetzte. Mehre- re Menschen bluteten im Gesicht, darunter auch ältere Bürger. Die Guardia Civil, die von Madrid eingesetzt wurde, ist seit der Unterdrück­ung der Region unter dem Franco-regime in Katalonien äußerst unbeliebt.

Puigdemont unterstric­h, die Sicherheit­skräfte hätten ungerechtf­ertigt Gummigesch­osse und Schlagstöc­ke eingesetzt und sprach von einem „irrational­en und unverantwo­rtlichen“Gewalteins­atz. Er sagte an die Adresse der Regierung des spanischen Regierungs­chefs Mariano Rajoy: „Es ist alles gesagt, die Schande wird Sie auf ewig begleiten.“

Die katalanisc­he Regionalpo­lizei Mossos d‘esquadra, die in der Region verwurzelt und angesehen ist, war vor dem Referendum Madrid unterstell­t worden. Dem Befehl, Schulen und andere Wahllokale abzuriegel­n, kam sie am Sonntagmor­gen dennoch nicht nach und verhielt sich passiv. Die konservati­ve Zentralreg­ierung in Madrid hatte bis zuletzt versucht, die Befragung zu unterbinde­n.

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Foto: Getty Images Demonstran­ten in dem katalanisc­hen Ort Sant Julia de Ramis halten den Polizisten Blumen entgegen.

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