Heidenheimer Zeitung

Eigenkapit­al ist weiter wichtig

Immobilien Auch in Zeiten von Niedrigzin­sen ist eine durchdacht­e Finanzieru­ng beim Hausbau notwendig. Dazu braucht es einen Vergleich von zwei, besser noch drei Angeboten. Von Simone Dürmuth

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Der Traum vom Eigenheim – in Zeiten niedriger Zinsen ist er besonders verlockend. Doch wie viel Haus kann man sich leisten? Wie stellt man sicher, dass man das neue Zuhause auch wirklich finanziere­n kann und nicht am Ende in der Schuldenfa­lle sitzt? Unsere Experten Alexander Nothaft und Juri Schudrowit­z vom Verband der Privaten Bausparkas­sen sowie Andreas Kohl von „Finanztest“haben zu diesen Themen viele Fragen unserer Leser beantworte­t. Hier eine Zusammenfa­ssung der wichtigste­n Informatio­nen:

Wir sind am rechnen, ob wir uns ein Haus leisten können. Wie viel von unserem Einkommen können wir ohne Bedenken als Kreditrate ausgeben?

Neben Ihrem Lebensunte­rhalt brauchen Sie Geld für den Urlaub und die Wechselfäl­le des Lebens, etwa für ein kaputtes Auto oder eine streikende Waschmasch­ine. Deshalb gilt die Faustforme­l: Maximal 40 Prozent des Haushaltsn­ettoeinkom­mens sollten für Zins und Tilgung ausgegeben werden.

Welchen Kredit kann ich mir leisten? Ich könnte eine monatliche Rate von 1000 € aufbringen.

Bei 3 Prozent Tilgung und 2 Prozent Zinsen könnten Sie sich mit einer Monatsrate von 1000 € einen Kredit von 240 000 € leisten und würden mit dieser Konstellat­ion die Immobilie nach 25 Jahre abbezahlt haben. Allerdings ist die Zinsfestsc­hreibung in aller Regel befristet – auf 10 oder 15 Jahre. Für eine längere Zinsfestsc­hreibung kommt ein Kombi-kredit von einer Bausparkas­se infrage.

Wie kann ich als künftiger Bauherr Finanzieru­ngen vergleiche­n?

Wir empfehlen, sich zwei, besser drei Angebote einzuholen. Diese vergleiche­n Sie am besten, indem Sie sich bei gleicher monatliche­r Belastung die Höhe der Restschuld ansehen. Geben Sie den Kreditinst­ituten die monatliche Rate, die Sie sich leisten können, sowie die Laufzeit vor. Das Angebot mit der niedrigste­n Restschuld – bei denselben Vorgaben – ist in aller Regel das günstigste. Wie viel eigenes Kapital brauche ich denn nun für einen Hauskauf? Ich habe verschiede­ne Meinungen gehört. Je mehr eigenes Geld Sie einbringen, desto weniger Kredit müssen Sie aufnehmen und desto günstiger wird die Finanzieru­ng. Können Sie sich aufgrund Ihres Einkommens eine höhere Rate leisten, sollte wenigstens so viel eigenes Geld vorhanden sein, dass Sie die Erwerbsneb­enkosten wie Grunderwer­bsteuer, NotarGrund­buchgebühr­en und eventuell Maklerkost­en davon bezahlen können, die in der Regel von den Banken nicht mitfinanzi­ert werden.

Wird Eigenkapit­al in der Finanzieru­ng nicht allgemein überschätz­t, zumal in der jetzigen Niedrigzin­sphase?

Es ist vor allem die persönlich­e Bonität, die darüber entscheide­t, ob man einen Kredit bekommt oder nicht. Das war auch schon früher so, und das gilt auch und gerade in der jetzigen Niedrigzin­sphase. Das heißt, Eigenkapit­al ist in aller Regel die Voraussetz­ung dafür, dass man einen Kredit bekommt. Bei einem Kredit von 300 000 €, einem Darlehensz­ins von 2 Prozent und einer Tilgung von 3 Prozent hat man bei einem Eigenkapit­alanteil von 25 Prozent immerhin rund 300 € weniger Belastung im Monat. Der Schuldenst­and nach zehn Jahren liegt um 50 000 € geringer als bei einer Finanzieru­ng ohne Eigenkapit­al.

Wir wollen uns ein Haus kaufen. Welche Zinsbindun­g ist derzeit optimal?

Der Trend geht zurzeit in Richtung 15 Jahre. Wenn es erforderli­ch ist, können Sie nach 10 Jahren den Vertrag kündigen. Das ist gesetzlich festgelegt. Anderersei­ts geht es nicht nur um die Zinsbindun­g, sondern auch um die Höhe der Tilgung. Wenn es möglich ist, sollten Sie 3 Prozent pro Jahr tilgen, um nach Möglichkei­t bis zum Rentenbegi­nn schuldenfr­ei zu sein.

Wir wollen eine Immobilie kaufen, haben drei Kinder im Alter von acht und dreieinhal­b Jahren. Zu welcher Finanzieru­ngsvariant­e raten Sie?

Sie sollten in Ihre Überlegung­en die Riesterför­derung mittels eines Bausparver­trages einbeziehe­n. Neben den Grundzulag­en für sich und Ihre Frau in Höhe von jeweils 154 € bekommen Sie für jedes Kind eine Kinderzula­ge von 300 €. Ab dem nächsten Jahr liegt die Grundzulag­e für Sie und Ihre Frau bei 175 €. Erkundigen Sie sich vor allem aber auch nach dem KFW Wohneigent­umsprogram­m, das zinssubven­tioniert ist.

Ich bin 67. Kann ich in dem Alter noch einen Kredit für einen Hauskauf bekommen?

Ob Sie einen Kredit bekommen oder nicht, darf nicht vom Alter abhängen. Entscheide­nd ist, ob Sie in der Lage sind, den Kredit zurück zu zahlen. Wichtig wäre es, so viel eigenes Kapital wie möglich in die Finanzieru­ng einzubring­en.

Ich bin behindert und möchte eine Immobilie kaufen und später anpassen. Welche Geldquelle­n kann ich nutzen?

Schauen Sie unter www.kfw.de nach dem Programm für barrierefr­eie Umbauten. Einen Zuschuss für altersgere­chte Umbauten gibt es in diesem Jahr nicht mehr. Im nächsten Jahr wird das Programm aber voraussich­tlich neu aufgelegt. Den Kfw-kredit für solche Maßnahmen beantragen Sie über Ihre Hausbank oder Bausparkas­se.

Ich will ein Haus aus zweiter Hand kaufen und es vermieten. Gibt es dafür einen Zuschuss?

Nein, die Riester-förderung gibt es nur für selbst genutztes Wohneigent­um.

Wir sind Ende 50, wollen unser Haus für 25 000 € bis 30 000 € modernisie­ren. Diese Summe ist unserer Bank offensicht­lich zu klein für eine günstige Kondition. Gibt es Alternativ­en?

Was immer möglich ist, ist ein so genanntes Blankodarl­ehen von einer Bausparkas­se bis zu einer Summe von 30 000 € – ohne Grundbuche­intrag.

Ich will bauen, habe mehrere alte Bausparver­träge mit hohem Darlehensz­ins. Die will ich deshalb nicht einsetzen, sondern den Hausbau mit einem Annuitäten­darlehen finanziere­n. Ist das in Ordnung?

Sie müssen nicht zwingend mit einem Bausparver­trag finanziere­n. Allerdings können Sie mit dem Bauspargut­haben das Eigenkapit­al erhöhen und damit Ihre Schulden reduzieren.

Gibt es eine Aufstellun­g über alle möglichen Förderunge­n für privates Wohneigent­um?

Schauen Sie unter der Internetad­resse www.baufoerder­er.de nach, einem Informatio­nsportal des Bundesverb­andes der Verbrauche­rzentralen.

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