Heidenheimer Zeitung

Spenden oder Spaß haben

Ehrung Heute beginnt die Bekanntgab­e der diesjährig­en Nobel-preisträge­r. Nicht alle Gewinner sagen gern, was sie mit dem üppigen Geldsegen anfangen.

- Theresa Münch, dpa

Ernest Hemingway soll zu seiner Frau ins Bett gekrochen sein und geflüstert haben: „Ich hab das Ding gewonnen.“– „Welches Ding?“– „Das schwedisch­e Ding.“Er sprach vom Literaturn­obelpreis – doch so richtig begeistert war er wohl nicht. Kurz soll Hemingway erwogen haben, abzusagen. Bis er überlegte, was er mit dem Preisgeld anfangen kann.

Die Nobelpreis­e gelten als die wichtigste­n Auszeichnu­ngen im jeweiligen Gebiet. Die diesjährig­en Gewinner werden von Montag an bekanntgeg­eben. Die Preise bringen Anerkennun­g und Aufmerksam­keit und ein Dinner mit Schwedens König. Doch eben auch ein hübsches Sümmchen: Neun Millionen Kronen (940 000 Euro) werden 2017 in jeder der sechs Kategorien (Frieden, Literatur, Wirtschaft, Physik, Chemie und Physiologi­e/ Medizin) vergeben. Was tun die Laureaten mit dem plötzliche­n Geldsegen?

„Die Nobel-stiftung macht keine Vor- oder Ratschläge, wie das Preisgeld ausgegeben werden sollte“, betont eine Sprecherin. Ob die Preisträge­r es für ihre Arbeit oder privat nutzen, habe man nicht im Blick. Von vielen ist das trotzdem bekannt – auch wenn sie es erst Jahre später und oft etwas zögerlich verraten.

Besonders gern sprechen Preisträge­r darüber, wenn sie wohltätige Zwecke unterstütz­en. Das tun viele, besonders die Träger des Friedensno­belpreises. Der letztjähri­ge Gewinner, Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos, gab sein Preisgeld an die Opfer des Bürgerkrie­gs in dem südamerika­nischen Land.

Die Europäisch­e Union, die den Friedensno­belpreis 2012 bekam, verdoppelt­e das Preisgeld kurzerhand und half über das Un-kinderhilf­swerk Unicef rund 23 000 Flüchtling­skindern. Ba- rack Obama gab sein Preisgeld Organisati­onen, die unter anderem Kriegsvete­ranen, arme Studenten und Erdbebenop­fer von Haiti unterstütz­en.

Oft hängt persönlich­es Schicksal an der Entscheidu­ng. So stiftete der Biochemike­r Günter Blobel, der als Kind die Bombardier­ung Dresdens miterlebte, das Geld seines Medizinnob­elpreises 1999 für den Wiederaufb­au der Frauenkirc­he und den Neubau der Dresdner Synagoge.

Literaturn­obelpreist­rägerin Swetlana Alexijewit­sch sagte, sie wolle das Schreiben ihrer nächsten Bücher finanziere­n. Auch der Physikerin Marie Curie ermöglicht­e der Nobelpreis weitere Arbeit: Sie gewann später noch einen zweiten. Andere dagegen investiere­n in Immobilien, die Familie – und den eigenen Spaß.

Medizin-nobelpreis­träger Paul Nurse zum Beispiel soll ein schnelles Motorrad gekauft haben, Wirtschaft­snobelprei­sträger Franco Modigliani eine größere Jacht. Genau das werde sie bestimmt nicht tun, versichert­e Herta Müller nach ihrem Literaturn­obelpreis – behielt ihre wahren Pläne aber für sich.

Medizinnob­elpreis-laureat Richard Roberts spendete einen Teil und ließ vom Rest in seinem Garten ein riesiges Feld für das Spiel Croquet anlegen. „Ich wollte schon immer eins und dies schien die einzige Gelegenhei­t, mir das zu leisten“, sagte er.

Über die Höhe des Preisgelde­s entscheide­t die Nobel-stiftung, denn sie ist abhängig vom Zinsertrag der Stiftung. Das Geld darf in jeder Kategorie auf maximal drei Personen aufgeteilt werden, ausgezahlt wird es erst nach der Nobelpreis-vorlesung.

2011 wurde das Preisgeld für das Folgejahr vorausscha­uend von 10 auf 8 Millionen Kronen gekürzt. Am Mittwoch gab die Stiftung bekannt, dass in diesem Jahr wieder je eine Million Kronen mehr vergeben werden. „In einer Zeit, in der Wissen und Fakten infrage gestellt werden, sind diese Werte wichtiger denn je“, begründete die Stiftung die Erhöhung.

Vorausscha­uend kann man auch Nobelpreis­träger Albert Einstein und mehr noch seine erste Frau Mileva nennen. In den Scheidungs­papieren bekamen sie und die Kinder das gesamte Preisgeld eines Nobelpreis­es zugesproch­en – zwei Jahre bevor der Physiker die Auszeichnu­ng 1921 dann auch tatsächlic­h gewann. Wofür Hemingway am Ende sein Preisgeld ausgab, ist übrigens nicht genau bekannt.

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Fotos: afp/epd/dpa
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 ??  ?? Albert Einstein (oben) vererbte den Preis, bevor er ihn erhielt. Barack Obama (links) spendete sein Geld, Paul Nurse gönnte sich ein schnelles Motorrad.
Albert Einstein (oben) vererbte den Preis, bevor er ihn erhielt. Barack Obama (links) spendete sein Geld, Paul Nurse gönnte sich ein schnelles Motorrad.

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