Die Taxis fahren nebeneinander her
Personenbeförderung Wer in Heidenheim ein Taxi braucht, kann nicht bei einer Zentrale anrufen, sondern nur bei den einzelnen Unternehmen. Führt das zu Engpässen oder ist die Bereitschaft gewährleistet? Von Nadine Rau
Vor etlichen Jahren hat es in Heidenheim noch eine Taxizentrale gegeben. Aber schon damalswaren nicht alle Unternehmer Teil davon und je öfter die beteiligten Fahrer ihre privaten Nummern an die guten Kunden weitergegeben haben, destoweniger hat sich eine gemeinsame Anlaufstelle rentiert.
Taxifahrer Guido Bißle weiß davon, weil seine Eltern schon vor knapp 50 Jahren in Heidenheim Taxi gefahren sind – mittlerweile ist auch er seit 30 Jahren dabei. „Es ist schade, aber für eine Zentrale müssten alle an einem Strang ziehen, und das wird nicht mehr passieren“, ist der Unternehmer sicher. Aber er ist ganz ehrlich: „Ich habe meine Stammkunden und brauche so eine Zentrale nicht.“
Aalen hat eine Taxizentrale
Zum Vergleich: In Aalen gibt es eine solche Zentrale schon lange, ein paar selbstständige Unternehmer haben sich dort zu einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts zusammengeschlossen. „Das ist wie ein Verein, in den jeder monatlich Geld einzahlt. Davon werden unsere Mitarbeiter bezahlt, die in der Zentrale die Anrufe vermitteln“, erklärt Stephan Seidt, Geschäftsführer der Gesellschaft.
Er selbst hat nur ein Taxi, daher lohnt sich die Zentrale: „Man muss Kunden schnell absagen, wenn man mit dem Auto gerade ganzwoanders ist“, sagt er. Die Zentrale besteht aus 20 Taxis, gearbeitet wird im System Frühschicht-nachtschicht-standplatz. Standplätze sind der Bahnhof, das Ostalbklinikum, der Gmünder Torplatz und die Kirche in Wasseralfingen.
In Heidenheim sind 24 Taxis angemeldet, die sich auf acht Unternehmen verteilen. Hans Bendele, Fachbereichsleiter des öffentlichen Personennahverkehrs beim Landratsamt, wünscht sich, dass auch hier ein Zusammenschluss erfolgt: „Das ist ein uraltes Thema. Wir haben das schon mehrfach angeregt, eswurde aber nicht angenommen.“Daher hat das Landratsamt die kleineren Unternehmen, die abends oder nachts nicht im Ein- satz sind, per Taxiordnung dazu verpflichtet, auf die Kollegen umzuleiten, wenn sie nicht im Dienst sind. Denn: Die Bereitschaft der Taxis muss immer gewährleistet sein. Auch die Taxifahrer aus Giengen und Herbrechtingen müssen zwischen 23 Uhr und 6 Uhr auf Heidenheim umstellen, ebenso die aus den restlichen Kreisgemeinden, wann immer sie nicht verfügbar sind. „Dass ein Kunde mit seinem Anruf ins Leere läuft, darf eigentlich zu keiner Zeit passieren“, so Bendele. Guido Bißle und die Kollegen vom Unternehmen Müller fahren 24 Stunden durch. Bißle weiß, dass das mit dem Umleiten nicht immer funktioniert. „Das macht nicht jeder, und daran ist auch das Landratsamt ein bisschen schuld. Wir müssen uns dann immer die bösen Worte der Kunden anhören, wenn es mal ein bisschen dauert“, sagt er.
Hans Bendele vom Landratsamt weist darauf hin, dass bei mehreren Beschwerden ein Verfahren gegen den Taxifahrer eingeleitet werde und Strafen in Form von Bußgeld verhängt würden. In letzter Instanz kann man ihm die Konzession ent- ziehen und für alle Taxis einen Dienstplan erstellen. „Damit haben wir schon gedroht, aber bislang mussten wir das nicht umsetzen.“
Man bekommt in Heidenheim also auch ohne Zentrale immer ein Taxi? „Wenn man bei den Richtigen anruft, ja“, scherzt Bißle. Und auch Bendele weiß nichts von ernstzunehmenden Beschwerden aus der letzten Zeit.
In Heidenheim von A nach B
Konkurrenz zum Taxi sind in Heidenheim Unternehmen wie das „Mini Car“oder das „Brenz Car“, allerdings sind das Mietwagen mit anderen Geschäftsbedingungen als Taxis. „Das ist schwer zu verstehen, darf aber nicht verwechselt werden“, sagt Bendele: Mietwagen dürfen nicht am Taxistand stehen, sind nicht an einen Tarif gebunden und müssen auch keine Betriebspflicht gewährleisten.
Von den Patienten im Krankenhaus etwa weiß Pressesprecher Günther Berger, dass sie sich verschiedene Fahrer bestellen lassen. „Die Damen am Empfang fragen, wen sie anrufen sollen, und so wird es dann gemacht. Das ist wirklich bunt gemischt“, so Berger.
Dienummern derunternehmer sind alle leicht übers Internet oder zum Teil übers Telefonbuch herauszufinden. Außerdem vertrauen die Taxifahrer auf gute Mundpropaganda und ihren eigenen guten Service und Pünktlichkeit: „Das spricht sich schnell herum, deshalb haben wir auch jährlich Zuwachs an Kundschaft“, sagt etwa Taxifahrer Benjamin Heffner.