Der Tag der begrenzten Möglichkeiten
2. Liga Beim 0:2 gegen Dynamo Dresden hat der 1. FC Heidenheim den sehenswerten Treffern der Sachsen viel zu wenig entgegenzusetzen und bleibt nach der Niederlage im Tabellenkeller stecken. Von Marc Hosinner
Tabellenplatz 16 nach neun Spieltagen, mit gerade mal acht Punkten auf der Habenseite: Das ist die bittere Realität für den FCH, der gestern gegen keineswegs überragende Dresdner mit 0:2 die nächste Heimniederlage hinnehmen musste. Gerade mal eine Partie vor eigenem Publikum konnte in der laufenden Saison gewonnen werden, dreimal waren die Gäste Sieger, einmal (gegen Darmstadt) gab’s ein Unentschieden.
Das kann nicht der Anspruch des Vereins sein. Ist er sicher auch nicht. Doch wie kommt die Mannschaft, die sich in der englischen Woche teuer verkauft hatte, aus dem Tabellenkeller heraus? Mit Leistungen wie gegen Dresden nicht. Der Erfolg der Sachsen war verdient – nicht nur wegen zwei sehenswerter Treffer, sondern vielmehr, weil den Heidenheimern nach dem Rückschlag in Form des zweiten Gegentors zu wenig einfiel. Es schien der Tag der begrenzten Möglichkeiten gewesen zu sein. Gegen Mannschaften wie Dynamo Dresden, deren Abwehrreihe bestimmt nicht unüberwindbar ist, muss zwingend mehr herausspringen. Zwölf Torschüsse verzeichnet die Statistik auf Heidenheimer Seite. Nicht schlecht, dochwertlos, solange nichts dabei herum kommt.
Ein Stuhlkreis hilft uns sicher nicht. Wir müssen uns da wieder herausarbeiten. Frank Schmidt Trainer des FC Heidenheim
Zu viel Platz im Mittelfeld
Die 12 100 Zuschauer sahen einen eher zerfahrenen Beginn. Dynamo versuchte, das Aufbauspiel des FCH früh zu stören, konnte daraus aber kein Kapital schlagen. Mit laufender Spieldauer gelang es der Schmidt-truppe, mehr Kontrolle über die Partie zu erlangen, was sich in Chancen durch Timo Beermann und Nikola Dovedan abzeichnete.
Allerdings ließen die Heidenheimer in der Rückwärtsbewegung den Sachsen zu viel Platz im Mittelfeld und gingen nicht konsequent genug in die Zweikämpfe. So konnte Sebastian Griesbeck einen Gegenspieler in der 26. Minute erst mit einem Foul kurz vor dem Strafraum stoppen. Den Freistoß führte Niklas Kreuzer aus und zirkelte das Leder in der 27. Minute unhaltbar direkt unter die Latte.
Bis zur Pausewar der Fchsichtlich bemüht, die Gäste-führung zu egalisieren, konnte die clever agierende Dresdner Hintermannschaft aber nicht in ernste Gefahr bringen. „Bis zur 25. Minute war die Partie ausgeglichen, wobei meine Mannschaft ein leichtes Chancenplus hatte. Ärgerlich war jedoch das zu langsame Umschaltspiel“, so Fch-trainer Frank Schmidt, der in der Halbzeit reagierte und in der 46. Minute Kolja Pusch sowie John Verhoek für Marcel Titsch-rivero und Robert Glatzel brachte. „Wir wollten mit mehr Risiko und mehr Wucht agieren“, so der FCH-TRAIner hinsichtlich der Marschroute für den zweiten Durchgang.
Der Beginn der zweiten 45 Minuten sah denn auch vielversprechend aus, doch wieder waren es die Gäste, die jubeln konnten: Peniel Mlapa war in der 53. Minute vomstets gefährlichen Haris Duljevic bedientworden und zog aus gut 25 Metern Torentfernung ab. Sein Sonntagsschuss schlug zum 2:0 für die Gäste ein. Beim Gegentreffer Nummer zwei war allerdings kein Heidenheimer bei Mlapa. „Mal wieder stehen wir nur dabei und blocken den Ball zuvor nicht“, so Schmidt.
Dessen Team versuchte in der Folge viel, blieb allerdings zu harmlos. „Im Rahmen der Möglichkeiten ging jeder Spieler an die Grenzen“, sagte der Fch-coach. Doch das reichte bei weitem nicht. Zu limitiert waren die Bemühungen der Heidenheimer, die zudem mit ansehen mussten, wie ein Teil der Ultras auf der Osttribüne über den Zaun stieg, weshalb das Spiel unterbrochen war (mehr dazu im Artikel unten).
Letztlich hatten die Dresdner noch Möglichkeiten, das dritte Tor zu erzielen. Am Ende blieb es aber beim 2:0-Auswärtssieg, der den Heidenheimern einen, wie Schmidt sagte, „bitteren Tag“bescherte.
„Wir haben in dieser Saison ein paar Mal richtig auf die Fresse bekommen“, so das Fazit des Heidenheimer Trainers, der meinte: „Ein Stuhlkreis hilft jetzt sicher nicht. Jeder muss voran gehen und die Ärmel hochkrempeln. Wir müssen uns da raus arbeiten.“
Worte, die in dieser – noch jungen – Saison nicht neu sind und deshalb schon etwas abgedroschen klingen. Ob das Rezept aufgeht, wird sich frühestens in zwei Wochen zeigen, wenn Holstein Kiel in Heidenheim gastiert.