Heidenheimer Zeitung

Vom Wert des Eigenlobs

- Uwe Stiehler

machen, wenn man sich als Autor brillant fühlt, aber die Welt weiß nichts davon? Und es ist niemand in Sicht, der ihr von dieser Meistersch­aft berichten könnte? So, jetzt lesen bitte nur die weiter, die ebenfalls von dem Problem betroffen sind (genial, aber unentdeckt) und sich einen Rat erhoffen. Die anderen schauen bitte kurz weg. Denn es geht hier um ein Betriebsge­heimnis – aus der Schreibwer­kstatt von Marcel Proust. Dieser Beethoven des Literaturb­etriebes hat sich geholfen, indem er seine Bücher selbst besprach und großzügig dafür bezahlte, dass diese Lobeshymne­n („Was Herr Proust sieht und fühlt, ist völlig neuartig“) in renommiert­en Blättern wie „Le Figaro“an prominente­r Stelle erschienen. Das kam ans Licht, weil der verräteris­che Briefwechs­el mit seinem Verleger nun aufgetauch­t ist.

Aus gut unterricht­eten Kreisen heißt es, Fake-news-präsident Donald Trump habe Prousts Strategie ausdrückli­ch verteidigt. Und noch besser in- formierte Kreise wissen, dass Trump gerade mit der Zeitung verhandelt, die übersetzt „Der Friseur“heißt, um dort eine längere Rezension über seine fantastisc­he Frisur unterzubri­ngen („Noch nie hatte ein Präsident so schönes Haar. Es ist das schönste Haar, das überhaupt je in Amerika gewachsen ist“). Sobald die Redaktion ihr goldgetäfe­ltes Außenbüro im Trump-tower bezogen hat, soll dieser absolut seriöse Artikel erscheinen.

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