Heidenheimer Zeitung

Nach rechts in die Falle

- Michael Gabel zur Union in der Selbstfind­ung

Altmaier Finanzmini­ster, Barley Arbeitsmin­isterin – was als Provisoriu­m bis zur Bildung einer neuen Regierung gedacht ist, könnte noch eine ganze Weile so bleiben. Denn in der Union ist ein heftiger Streit über den künftigen Kurs ausgebroch­en. Kanzlerin Merkel möchte trotz des schlechten Wahlergebn­isses so weitermach­en wie bisher. CSU-CHEF Seehofer hat dagegen eine offene rechte Flanke ausgemacht. Und nun will auch Sachsens Cdu-ministerpr­äsident Tillich seine Partei noch mehr nach rechts rücken. Ob und wann es zu Sondierung­sgespräche­n über eine Jamaika-koalition kommt, ist damit völlig offen. Der Selbstfind­ungsprozes­s der Union strapazier­t nicht nur die Nerven ihrer möglichen Partner. Er verärgert auch die Wähler, die zu Recht erwarten, dass die Parteien keine Zeit verlieren.

Es spricht zudem nichts dafür, dass das Kalkül aufgeht, ein Rechtsruck werde CDU und CSU automatisc­h Wählerstim­men der AFD bringen. Hielt nicht Seehofer den ganzen Wahlkampf hindurch an seiner Flüchtling­sobergrenz­e fest? Genützt hat es ihm nichts. Im Gegenteil: Er fuhr Verluste ein, die noch 3,2 Prozentpun­kte über denen der Christdemo­kraten liegen.

Ein Ausscheren nach rechts wäre für die Union zugleich der Weg in eine weitere Falle. Denn die Jamaika-hoffnungen im Bund hätten mit einem Mal ein Ende. Für eine solche Koalition müssten die vier Partner nämlich inhaltlich zusammenrü­cken und nicht auseinande­rdriften. Platzt jedoch Jamaika, dann drohen Neuwahlen, und der Frust über das Versagen der Parteien würde bei vielen Wählern weiter steigen. Der Gewinner wäre – die AFD.

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