„Das war eher eine Demokratie“
Was wissen Jugendliche über die DDR? Eine Zufallsbefragung unter Gymnasiasten einer 8. Klasse lässt Zweifel darüber aufkommen, ob das Thema bisher im Unterricht angemessen behandelt worden ist. Dabei genießt das Gymnasium in Berlin-prenzlauer Berg einen erstklassigen Ruf. Nicht wenige Kinder hier haben Eltern mit westdeutschen Biografien. Allerdings wissen sie selbst oft nicht so genau, woher die Eltern ihrer Freunde kommen – und es interessiert sie auch nicht. Die Namen der Interviewten haben wir geändert.
Wisst ihr, wer Erich Honecker war?
Jirka: Erik Hohnecker war …weiß ich nicht. Anne: Ich habe echt keine Ahnung Lara: Das weiß ich nicht. Martha : Keine Ahnung. Ive: Ein Ddr-politiker.
War die DDR eine Diktatur?
Jirka: Die DDR war gewissermaßen schon eine Diktatur. Aber wie genau das war … keine Ahnung. Anne: Ich glaub, nicht so richtig. Lara: Nein. Es war eine Grenze in Deutschland, die Deutschland in verschiedene Teile einteilte. Es war aber meiner Meinung nach keine Diktatur. Martha: Ich denke schon, aber ich weiß es nicht. Ive: Nein, kann man nicht sagen. Das war eher eine Demokratie. Ismael: Ja, aber keine richtige. Man kann es eigentlich nicht Demokratie nennen. Ive: Aber auch nicht Diktatur.
Was fällt euch denn noch zur DDR ein?
Jirka: Meine ganze Familie kommt aus der DDR. Durch die Mauer wurde die DDR von der BRD abgegrenzt. Und es ging den Leuten in der DDR meistens schlechter als denen in der BRD. Meistens. Anne: Keine Auskunft. Die Mauer. Lara: Ich glaube, den Menschen aus Ostdeutschland ging es damals nicht besonders gut. Aber dadurch, dass sie nicht ausreisen konnten und ein Ausreiseverbot hatten, so wie die Westdeutschen keines hatten, haben sie es nicht so gemerkt. Martha: Es war eine schwierige, schlimme Zeit. Und die Menschen haben sich nicht wohlgefühlt. Das ging so weit, dass sie sogar flüchten wollten. Aus ihrem eigenem Staat. Weil es so schlimm war. Ive: Dass in der DDR alles supergünstig war. Ismael: Da war alles ziemlich deutsch. Also nicht so viele Sachen aus Amerika importiert. Es gab viele Früchte nicht. Die Supermärkte waren insgesamt nicht so gut bestückt, wie wir es heute kennen. Nicht auf dem neuesten Stand, kann man sagen.
Nachwort: Auch Konrad Adenauer kannten die 13-Jährigen nicht besser als Erich Honecker. Wann die Geschichte der DDR im Unterricht eine Rolle spielen wird, wissen die Schüler nicht.
Es geht aber auch anders. Hier ein Ausschnitt aus einem Text eines Schulprojekts einer 4. Klasse in einer Berliner Grundschule. Der neunjährige Daniel schreibt: „In der Stadt Berlin wohnten bis 1990 Bürger von zwei Staaten: Der Ostteil der Stadt war Berlin, Hauptstadt der DDR. Westberlin lag wie eine Insel mitten in der DDR. Die Westberliner durften auf bestimmten Straßen nach Westdeutschland fahren. Die Ostberliner durften nicht in den Westen gehen. Am 13. August 1961 wurden die Grenzen geschlossen.“