Mit 19 Jahren auf der Trainerbank
Der TSV Dettingen findet auch in einer schwierigen Saison immer wieder Lösungen – zum Beispiel mit dem erst 19-jährigen Adam Peller als Interimscoach.
Bei den Dettinger Volleyballern wurde der junge Adam Peller kurzerhand vom Spieler zum Coach umfunktioniert – und erfüllt auch diese Aufgabe bestens.
V or bald 20 Jahren begann die Erfolgsgeschichte der Dettinger Volleyballer, die von der untersten Spielklasse zwischenzeitlich bis in die Regionalliga führte. In der laufenden Saison bläst den Schmetterkünstlern der Wind aber heftig ins Gesicht, neben Spielern verabschiedete sich auch der langjährige Trainer und die Mannschaft befindet sich im Abstiegskampf. Am Sonntag (siehe nebenstehender Bericht) steht das Spiel gegen den TSV Ellwangen an – ein Sieg wäre ein großer Schritt auf dem Weg zum Klassenerhalt in der Oberliga.
Für die Macher des mittlerweile unter dem Namen TSV Volley-alb Dettingen als Spielgemeinschaft mit Heidenheim arbeitende Vereins war es nie leicht, die Truppe zusammenzuhalten und beispielsweise mit den Universitätsstädten zu konkurrieren. Immer wieder gab es Abgänge aus beruflichen Gründen oder durch Verletzungen. Als nun in der laufenden Runde Trainer Kunz zurück trat, war dies schon ein kleiner Schock.
Schwierige Trainersuche
Mit Vanni Torresi hatte man schnell einen Nachfolger, doch er musste aus beruflichen Gründen gleich wieder aufhören und auch Sascha Fennell, ebenfalls ein ehemaliger Spieler des TSV, konnte das Amt nicht auf Dauer besetzen. Doch die Älbler waren schon immer erfinderisch, so fand sich nun plötzlich der junge Spieler Adam Peller auf der Trainerbank wieder.
Ein gerade erst 19-Jähriger als Coach eines Oberligisten? Das rief bei der Konkurrenz zum Teil erstaunte Blicke hervor. Aber Peller macht – das bestätigen Spieler und Verantwortliche – seine Sache ausgezeichnet. Dabei wurde aus der Not eine Tugend gemacht, denn Peller ist eigentlich als Spieler gesetzt, musste aber wegen starker Rückenbeschwerden aussetzen.
Beim Volleyball landete er zufällig – der damals Zehnjährige war immer dabei, als seine Eltern die beiden heute noch in den Damenmannschaften der SG Volley-alb aktiven Schwestern zum Training brachten und wurde dabei vom Trainer angesprochen.
Dieser hatte offenbar ein gutes Näschen, denn für Peller ging es sofort steil bergauf. Schnell schaffte er es in die württembergische, dann sogar in die Landesauswahl. Manchmal geht’s aber auch zu schnell, denn die Trainer des Verbandes bildeten den mit zwölf Jahren schon 1,88 Meter großen Spieler zum Mittelblocker aus. „Und dafür war ich dann irgendwann zu klein“, berichtet der 1,95-Mann – man mag es kaum glauben.
Mit 1,95 Metern zu klein
Beim TSV schnupperte er schon als 13-Jähriger bei der ersten Mannschaft rein, hatte mit 15 Kurzeinsätze und ist seit drei Jahren Stammspieler. Hier agiert er auf Außen – eine Position, die ihm ohnehin besser gefällt. „Da muss ich alles können – Angriff, Block, Annahme.“
Wie bei fast allen Volleyballern meldete sich auch bei Peller irgendwann der Rücken, und wie fast alle ignorierte er den Schmerz erst einmal. Vor zwei Monaten war aber die Grenze erreicht, der Besuch beim Arzt brachte Gewissheit. „Ich habe einen Bandscheibenschaden und ein Wirbel war verrutscht, am schlimmsten war die Entzündung, die einfach nicht weggehen wollte“, berichtet Peller, der um eine Pause nicht mehr herum kam.
Ein harter Schlag für den leidenschaftlichen Sportler, der neben Volleyball auch viel Fitnessprogramm betreibt. In dieser Phase kam aus den Reihen der Mannschaft der Wunsch, er solle es doch mal als Trainer versuchen – zu diesem Zeitpunkt betreute Peller bereits die zweite Damenmannschaft der SG. „Ich hatte ja eh nichts besseres zu tun“, sagt der junge Spieler in seiner typisch bescheidenen Art und fand sich doch schnell in der neuen Rolle zurecht. Dabei sieht er sich bis heute als Übergangslösung, will so schnell wie möglich wieder die Perspektive tauschen und auf dem Feld stehen.
Interessant war’s für ihn dennoch: „Als Spieler erfüllst du deine Aufgaben, aber als Trainer musst du die Gesamtstruktur im Blick haben, die Anforderungen sind viel breiter gefächert.“Und warum gelingt ihm dies so gut? „Mit Michael Malik hatte ich in der Auswahl den vielleicht besten Jugendtrainer Deutschlands – ich hatte das Privileg, ihm zuhören zu dürfen.“
Nach Pause, Behandlungen und viel Arbeit mit Physiotherapeut Michael Martin geht es Peller inzwischen deutlich besser. Diese Woche trainierte er erstmals wieder, vielleicht reicht’s am Sonntag sogar zu einem kurzen Einsatz. Ein Sieg gegen Ellwangen wäre jedenfalls enorm wertvoll für die Dettinger, um nächste Saison wieder in der Oberliga aufzuschlagen – und dann wohl mit Adam Peller.
Obwohl er als Auswahlspieler natürlich bei einigen Klubs Interesse erweckte und auch schon einmal ein Probetraining beim Zweitligisten Fellbach absolvierte, tendiert er zur Vereinstreue. „Vom Volleyball zu leben, ist in Deutschland fast unmöglich, deshalb habe ich schon früh beschlossen, auf eine berufliche Karriere zu setzen“, sagt der 19-Jährige, der kurz vor seinem Abitur steht und danach ein Dh-studium als Wirtschaftsingenieur beginnen wird. Sein Ausbildungsbetrieb ist in Bad Urach, die Duale Hochschule in Heidenheim – keine ganz schlechten Voraussetzungen.