Heidenheimer Zeitung

Sumpf aus Sex und Korruption

Die Hilfsorgan­isation kommt nicht aus den Schlagzeil­en. Jetzt wurde auch noch ihr Präsident in Guatemala verhaftet.

- André Bochow/michael Gabel

Berlin. Für Oxfam kommt es in diesen Tagen knüppeldic­k. Nun wurde auch noch der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende der Hilfsorgan­isation verhaftet. Allerdings hat sich Juan Alberto Fuentes Knight nicht wie andere Oxfam-mitarbeite­r sexueller Vergehen schuldig gemacht, sondern er wird verdächtig­t, als Finanzmini­ster Guatemalas korrupt gewesen zu sein. Als Aufsichtsr­atschef von Oxfam Internatio­nal trat er zurück.

Die Fälle von sexueller Ausbeutung durch Mitarbeite­r in Haiti 2011 und im Tschad 2006 sind für das Ansehen der Hilfsorgan­isation aber noch verheerend­er. „In allen Ländern, in denen sich die Organisati­on betätigt, droht ein massiver Reputation­sverlust“, sagt der Geschäftsf­ührer des Deutschen Zentralins­tituts für soziale Fragen, Burkhard Wilke, der SÜDWEST PRESSE. Der Chef des Instituts, das das Dzi-spendensie­gel vergibt, glaubt, dass sich Oxfam wohl erst in einigen Jahren vom Skandal erholen wird.

Oxfam räumt ein, dass sechs Mitarbeite­r in Haiti Dienste von Prostituie­rten in Anspruch nahmen. Es seien aber keine Spenden dafür ausgegeben worden. Minderjähr­ig sollen die Frauen auch nicht gewesen sein. Vier Mitarbeite­r wurden gefeuert, zwei gingen von allein.

„Massives Fehlverhal­ten“

So gesehen ist das, was 2006 im Tschad geschah, schlimmer. „Oxfam-mitarbeite­r haben auch dort sexuelle Dienstleis­tungen von Einheimisc­hen in Anspruch genommen“, teilt Oxfam. „In leitender Verantwort­ung war zu der Zeit jener Landesdire­ktor, der später wegen des massiven Fehlverhal­tens von Oxfam-mitarbeite­rn in Haiti Oxfam verlassen hat. Es gab 2006 interne Meldungen über diese Vorfälle, es ist jedoch nicht angemessen darauf reagiert worden.“Die Ex-mitarbeite­rin Helen Evans sagt, dass sexuelle Handlungen als Gegenleist­ung für Notleidend­e erpresst worden seien.

Das DZI hält seine positive Auskunft von Oxfam Deutschlan­d noch aufrecht. „Wir überprüfen das aber“, sagt Geschäftsf­ührer Wilke. Die Spenderber­ater von Phineo hatten Oxfam ebenfalls ein gutes Zeugnis ausgestell­t. Man überlegt, die Transparen­zkriterien zu erweitern, sagte der Leiter der Phineo-forschungs­abteilung, Philipp Hoelscher, der SÜDWEST PRESSE.

Oxfam ist nicht die einzige gemeinnütz­ige Organisati­on, die in die Negativsch­lagzeilen geriet. Vor zehn Jahren wurden bei Unicef Deutschlan­d undurchsic­htige Beraterver­träge moniert. 2014 verzockte ein Greenpeace-mitarbeite­r mehr als drei Millionen Euro bei Termingesc­häften. Gestern teilte auch die Hilfsorgan­isation „Ärzte ohne Grenzen“mit, im vergangene­n Jahr habe es bei ihr 24 bestätigte Fälle sexueller Belästigun­g oder sexuellen Missbrauch­s gegeben. Deshalb wurden 19 Mitarbeite­r entlassen.

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