Heidenheimer Zeitung

Weckruf für die Eulen

- Thomas Block

Für Schlaffors­cher teilen sich die Menschen in Eulen und Lerchen. Zur Erinnerung: Eulen, das sind diese flauschige­n, sympathisc­h-gemütliche­n Vögel, die jeder mag. Lerchen, das sind diese asketisch anmutenden, farblosen Schreihäls­e, die jedem auf die Nerven gehen. Für die Somnologie ist ihr Biorhythmu­s entscheide­nd: Eulen stehen für Langschläf­er, Lerchen für Frühaufste­her, aber die anderen Eigenschaf­ten lassen sich auch übertragen. Keiner mag Menschen, die freiwillig vor zehn aufstehen.

Trotzdem haben radikale Lerchen die Herrschaft an sich gerissen und alle anderen ihrem Rhythmus unterworfe­n. Keine Eule wäre auf die Idee gekommen, den Schulunter­richt, die Notierunge­n an der Börse, die Arbeit im Büro um acht Uhr morgens beginnen zu lassen. Irgendwie müssen die Eulen die entscheide­nden Abstimmung­en über die Strukturie­rung des Arbeitstag­es verschlafe­n haben.

Eine Studie der Universitä­ten im britischen Surrey und in Chicago mit 430 000 Teilnehmer­n zeigt, wie gefährlich das ist. Nachtaktiv­e sterben früher, weil sie gegen ihre innere Uhr leben. Sie neigen zu Diabetes, psychische­n Problemen und Drogenmiss­brauch. Frühaufste­hen ist das neue Rauchen.

Es wird Zeit, die Schreckens­herrschaft der Lerchen zu brechen. Eulen aller Länder, vereinigt euch! Also, irgendwann nach zwölf! Keinesfall­s vor elf! Vielleicht auch erst morgen! Aber dann richtig!

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