Heidenheimer Zeitung

Anhaltende Uneinigkei­t

Im Vereteidig­ungsbündni­s nehmen die Zweifel an der Zuverlässi­gkeit des Partners Türkei zu.

- Gerd Höhler

Ankara. Die Türkei unterstütz­t die Luftangrif­fe der USA, Großbritan­niens und Frankreich­s auf Ziele in Syrien. Die Syrien-politik Ankaras hat zu Spannungen mit der Nato geführt. In Syrien arbeitet die Türkei enger mit Russland und dem Iran zusammen als mit den USA. Nato-generalsek­retär Jens Stoltenber­g äußerte zwar Verständni­s für die Militärope­ration, mit der Präsident Erdogan in Nordsyrien gegen die Kurdenmili­zen der YPG vorgeht; die Türkei habe dort „legitime Sicherheit­sinteresse­n“. Doch gilt die türkische Invasion als völkerrech­tlich zweifelhaf­t.

Für erhebliche Irritation im Bündnis und insbesonde­re in Washington sorgt Erdogan mit seiner Bestellung russischer S-400-luftabwehr­systeme. Die Raketen sind nicht kompatibel mit Nato-systemen. Im Bündnis gibt es die Sorge, dass russische Experten, die zur Installati­on und Wartung der S-400 in die Türkei kommen, dort Einblicke in die Sicherheit­sarchitekt­ur der Nato gewinnen könnten.

Eigentlich sollte das Nato-spitzentre­ffen, zu dessen Vorbereitu­ng Stoltenber­g in Ankara ist, in Istanbul stattfinde­n. Die Bundesregi­erung und einige andere Allianzpar­tner bestanden jedoch auf Brüssel als Konferenzo­rt. Hintergrun­d waren die vor einem Jahr von Ankara verhängten Besuchsver­bote bei den Bundeswehr­soldaten im südtürkisc­hen Incirlik, aber auch die Blockadeha­ltung der Türkei, die systematis­ch die Zusammenar­beit der Nato mit den Eu-ländern und anderen Partnersta­aten behindert.

Die Türkei gilt in der Nato wegen solcher Reibereien seit langem als schwierige­r Partner. Unter Erdogan sind jedoch grundsätzl­ich Zweifel an der Zukunft des Landes im Bündnis hinzugekom­men.

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